Japanisch für Anfänger*innen

Nach 5 Jahren wieder 3 Wochen Japan und wieder ein enorm abwechslungsreicher, leckerer und unterhaltsamer Urlaub. Es gibt viele Dinge, die in Japan Sinn machen (ein separates Schnellzugnetz ohne Verspätungen) und viele, die keinen Sinn machen (keine Mülleimer im öffentlichen Raum) aber vor allem ist die japanische Kultur interessant und anders genug, als dass man gar nicht nicht abschalten kann.

Ein kleines besonderes Detail ist zum Beispiel die Liebe der Japaner*innen zu sogenannten Onomatopoesie – Doppelwörter, die häufig genutzt werden, um ein Gefühl oder einen ganz speziellen Zustand/Umstand auszudrücken. Mit ein paar besonders schönen Doppelwörtern fassen wir deshalb unsere Urlaubseindrücke zusammen.

Hodo-hodo

bedeutet: so viel wie nötig, genau richtig, nicht mehr als muss

Dieses Prinzip gilt vor allem für das japanische Design und damit sind nicht nur tatsächliche „designte“ Gegenstände gemeint, sondern so ziemlich alles, was den Alltag bestimmt. Schließlich sind auch Städteplanung, Landschafts- und Infrastruktur-Gestaltung und Architektur letztlich Design. In Japan haben wir immer das Gefühl, dass nichts „einfach so“ ist, sondern alles sehr gut durchdacht und geplant ist. Dabei geht es darum, dass Dinge einfach verständlich oder bedienbar, angenehm und ansprechend sind. Vielleicht kommt auch deshalb der Eindruck auf, dass trotz der Größe von Städten und urbanen Räumen und der Menge der Menschen, die sich darin bewegen, viele Dinge reibungslos funktionieren und dabei ästhetisch nicht enttäuschen.

Und natürlich, die kleinen, feinen, gut designten und gemachten Dinge verschönern einen Japan-Aufenthalt dann noch extra. Wie z. B. diese Boutique für Baumkuchen in Kanazawa…

Waku-waku und Guru-guru

… bedeutet aufgeregt sein und sich schwindelig fühlen

In etwa so haben wir uns am ersten Tag in Osaka gefühlt. Die Stadt ist zumindest streckenweise die urbangewordene Reizüberflutung. Alles ist laut, alles ist bunt, und beleuchtet, und blinkt und duddelt Musik und ist voll mit sehr vielen Menschen. Aber die Mischung machts und um so mehr kann man im Kontrast dazu die ruhigen, entspannten Orte genießen.

Ebenfalls ein guter Anlaufpunkt, wenn man sich waku-waku und guru-guru fühlen will: die Geschäfte der Kaufhauskette Mega Don Quijotte. Hat man sich in einem der Geschäfte einmal durch alle Bereiche durchgearbeitet, weiß man nicht mehr, was man eigentlich wollte, was man alles gesehen hat oder auch wie man heißt, welcher Tag ist und wer man ist.

Zuru-zuru

bedeutet: laut schlürfen

Essen in Japan ist eine geräuschvolle Angelegenheit. Da werden Nudeln geschlürft oder laut geseufzt, wenn der erste Schluck eiskaltes Bier getrunken ist. Es wird laut ge-hmmt, wenn der erste Bissen gut ist und laut ausgedrückt, wenn es schmeckt: Oihshi (lecker), Umai (köstlich) oder Sugoi (großartig).

Und Grund für all das gibt es zuhauf. Essen in Japan ist qualitativ und geschmacklich einfach ein Genuss, ohne dass man dafür schick Essen gehen müsste. Ganz im Gegensatz haben manche kleinen Kneipen ein bisschen viel „Patina“, aber meist ist das sogar noch ein zusätzlicher Qualitätsindikator.

Jeder kleine Supermarkt hat abgepacktes Essen, dass nicht nur frisch ist sondern auch schmeckt. Das verwundert in so fern nicht, da vor allem in den großen Städten mit langen Pendel- und noch längeren Arbeitszeiten viele Menschen alle Mahlzeiten des Tages außerhalb der eigenen Wohnung zu sich nehmen.

Gatan-gatan

… bedeutet, das klackernde Geräusch eines fahrenden Zuges

Mit dem japanischen Zugpass für Tourist*innen sind wir drei Wochen lang durchs Land gefahren und was sollen wir sagen … im Kontrast nervt die Deutsche Bahn danach gleich noch mehr. Unsere Top 3-Gründe, warum Zugfahren in Japan Spaß macht:

  • immer pünktlich
  • man sitzt immer in Fahrtrichtung, weil die Sitzplätze die Richtung wechseln können
  • Ekiben – Lunchboxen für die Zugfahrt in den verschiedensten Zusammensetzungen, die ausgepackt und verspeist werden, sobald der Zug die Station verlassen hat

Kawaii

bedeutet: niedlich, süß, Grund zum Kreischen

Kein Doppelwort, aber trotzdem essentiell. In Japan gibt es für alles ein Maskottchen. Für Präfekturen, für Gemeinden, für Unternehmen, für Marken, für öffentliche Dienstleistungen und für alles andere auch. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in Deutschland viel Potenzial, um Menschen mit Inhalten zu erreichen, einfach verschenken, weil wir es nicht niedlich genug gestalten.

Und weil niedliche Maskottchen auch ein Wirtschaftszweig sind, muss hier auch noch Gachapon erwähnt werden. Dabei handelt es sich um Automaten, an denen man sich für 300-500 Yen (2-3 Euro) kleine Figuren aller Art ziehen kann. Sehr beliebt bei allen Altersgruppen.

Und was sich hinter dem Begriff „Benesse“ verbirgt, erfahrt ihr hier.