Nach Amman standen noch Stops am Toten Meer, in Petra und Wadi Rum auf unserer Reiseroute durch Jordanien. Und das ist nur ein Bruchteil an Dingen und Orten, die man sich in Jordanien anschauen kann.
Das Tourismus-Konzept von Jordanien ist darauf ausgerichtet, dass man im Land herumreist. Mit einem Mietwagen ist das auch denkbar einfach. Es gibt drei Schnellstraßen: den Dead Sea Highway, den King’s Way und den Desert High Way und alle drei führen von Norden nach Süden. Man kann sich also wirklich nur schwer verfahren. Die Entfernungen sind ebenfalls nicht groß. So ist man in knapp 2 Stunden von Amman zum Toten Meer gefahren und von Wadi Rum zurück nach Amman sind es etwa 4,5 Stunden. Für eine Rundreise in Jordanien bietet sich außerdem der Jordan Pass an, den man vorab online kaufen kann. Damit geht es nicht nur bei der Einreise am Flughafen mit dem Visum schneller, es ist auch schon der Eintritt für verschiedene Sehenswürdigkeiten enthalten.
Über den Berg Nebo zum Tiefpunkt
Fährt man von Amman aus erst nach Madaba (hier kann man sich theoretisch verschiedene alte Kirchen anschauen, unter anderem an dem Ort an dem Salome den Kopf von Johannes dem Täufer forderte), fährt man von dort über den Berg Nebo hinunter zum Toten Meer. Steht man auf dem Berg Nebo, fühlt man sich in einem Land ohne Menschen. Nirgends sind mehr Städte oder Dörfer zu sehen, nur versteckt hinter Hügeln sieht man ab und zu Beduinenzelte. Vom Berg Nebo aus hat Moses angeblich das Gelobte Land gesehen, bei uns war es eher diesig.
Die jordanische Küste des Toten Meers säumen einige Hotels, sonst gibt es hier aber nichts. Sprich, man kommt nicht aus der Hotelanlage raus. Für 2 Tage ist das auch völlig in Ordnung. Wir haben im Hilton Hotel auf 400 Meter unter dem Meeresspiegel übernachtet, uns am Pool entspannt, im Toten Meer treiben lassen und uns mit (hoffentlich) heilendem Schlamm eingeschmiert.
Nachts sieht man auf der anderen Seite des Wassers, oben auf dem Berg, die Lichter von Jerusalem leuchten.
Zu Fuß durch Petra
Gestärkt von Wellness und Nichtstun war unser nächster Stop ein langgehegtes Reiseziel: die antike Stadt der Nabatäer Petra. Erste Überraschung: die Größe der Anlage. Das Gelände von Petra ist über 800 Quadratkilometer groß und umfasst 800 Objekte, davon allein 500 Gräber. Zweite Überraschung: Petra liegt wesentlich höher als z. B. Amman oder das Tote Meer, weshalb es hier weit weniger warm ist. Deshalb verkaufen sich auch Hals- und Kopftücher aller Art hervorragend.
Petra ist so toll, wie man sich das vorstellt und Fotos können die Eindrücke nur ansatzweise transportieren. Aber wir nehmen euch trotzdem mit auf eine Tour durch Petra.
Vom Eingang läuft man direkt erstmal 1,5 Kilometer, um an den wohl bekanntesten Punkt von Petra zu kommen – das Schatzhaus (Indiana Jones lässt grüßen). Der Weg dorthin führt durch den Siq (die „Schlucht des sichelförmigen Mondes“, falls das jemand was sagt) und ist länger als man denkt. Immer wieder glaubt man, hinter der nächsten Kurve ist es endlich so weit …
und irgendwann sieht man es durch den Spalt zwischen den Felswänden
Wenn man nicht morgens früh (also gegen 07:00) dort ist, findet man hier auch eine riesige Menge an Touristen, Pferden, Eseln, Kamelen und Souvenirverkäufern.
Vom Schatzhaus aus führt ein Hauptweg durch Petra vorbei an den wesentlichen Denkmälern.
Wer allerdings nur diesen Weg nimmt oder ohne festes Schuhwerk unterwegs ist, verpasst einiges. Durch die umliegenden Felsen und Berge schlängeln sich verschiedene Wege, über die man das Gelände erst richtig erfährt.
Man kann mehr Fotos machen, als man je brauchen wird :)
Wir haben Petra an zwei halben Tagen erkundet, was angesichts der Strecken, die man zurücklegen kann, durchaus sinnvoll ist. Wir haben aber auch noch eine dritte Tour gemacht: Petra by Night.
Wenn es dunkel geworden ist, werden der Siq und das Schatzhaus mit Kerzen erleuchtet und durch traditionelle Musik in Szene gesetzt. Trotz Kälte und scharfen Windböen voller Sand konnten auch wir uns diesem Zauber nicht entziehen.
Tonight we feast in Wadi Rum!
So ruft es Auda abu Tayi im Film „Lawrence von Arabien“ und so haben wir es gemacht.
Nicht nur Petra lässt sich fotografisch nicht wirklich festhalten, genauso verhält es sich mit der Schönheit von Wadi Rum. Die Landschaft ist eine umwerfende Kombination aus riesigen Felsen, Sanddünen, schmalen Canyons und steilen Felswänden. Wir haben sie uns in einer mehrstündigen Jeepfahrt angeschaut und dabei trotzdem nur einen Bruchteil gesehen.
In Wadi Rum haben schon in der Frühzeit Menschen gelebt. Ihre Felsenbilder findet man immer wieder, wie z. B. im Khazali Canyon.
Natürlich war hier überall angeblich T. E. Lawrence durchgekommen, wobei das Verhältnis der Jordanier zu ihm gespalten ist. Sein Buch ist ein Paradebeispiel für die britische Kolonialmentalität der Zeit, in der die Beduinen die klassischen „edlen Wilden“ sind. Und auch über ihre Darstellung im Film sind die Beduinen Jordaniens (die zum Teil als Komparsen dabei waren) nicht gerade glücklich gewesen. Aber natürlich lässt sich die Geschichte von Lawrence und der Arabischen Revolte an wenigen Ecken so gut für Touristen inszenieren wie hier. Das kann ich bestätigen, da ich parallel die „Sieben Säulen der Weisheit“ gelesen habe und dabei auf die Wüste von Wadi Rum geschaut habe :)
Worüber wir uns amüsiert haben: auf der Strecke der ehemaligen Hejaz-Bahn fahren nur noch zur Schau Dampfzüge und manchmal können Touristen hier an Nachstellungen der Scharmützel zwischen den Beduinen und der türkischen Armee teilnehmen.
Wir haben auch eine Nacht in Wadi Rum übernachtet. Das ist nicht schwierig, denn es gibt eine große Anzahl an Camps, entweder direkt im Naturschutzgebiet Wadi Rum oder etwas außerhalb. Im Naturschutzgebiet ist man wirklich mitten in der Wüste, kann aber nicht mit dem Auto ans Camp fahren, sondern muss sich hinbringen lassen. Die Camps außerhalb sind leichter zu erreichen, aber auch größer.
Klassischerweise bestehen die Camps aus den typischen schwarz-weißen Beduinenzelten. Wir haben uns für unsere Übernachtung die mit Abstand teuerste Unterkunft in Wadi Rum rausgesucht, aber als alte Science-Fiction Fans konnten wir dem „Mars-Camp“ im Sun City Camp nicht widerstehen.
Die Kuppeln sind sehr komfortabel ausgestattet und der Blick durchs „Panorama-Fenster“ ist sowohl bei Sonnenuntergang wie auch Sonnenaufgang der Wahnsinn.
Fürs nächste Mal
Wir haben nur einen Teil von all den Orten angeschaut, die man in Jordanien als Tourist eigentlich zur Verfügung hat. Im Norden befinden sich die landwirtschaftlichen Gebiete mit ihren Olivenhainen und Agritourismus Farmen, ganz unten im Süden die antike Hafenstadt Aqaba, dazwischen verschiedene Naturschutzgebiete zum Wandern und im Osten die Wüstenschlösser der Umayyaden in unwirtlicher Umgebung. Letztere hatten wir eigentlich noch auf der Agenda, haben sie aber zeitlich nicht mehr geschafft. Als kleines Trostpflaster haben wir auf dem Weg von Wadi Rum nach Amman an ihrer kleinen Schwester Qasr al Bint (das Mädchenschloss) Halt gemacht.
Nicht ganz das Gleiche wie das Qasr al-Azraq, aber immerhin.
Unser Fazit
Daumen hoch. Jordanien ist ab Berlin in 4 Stunden zu erreichen und die Entfernungen im Land machen es möglich auch in wenigen Tagen viel zu sehen. Man hat viel für den Tourismus getan und trotzdem fühlt sich nie irgendwas wie Disneyland an.
Jordanien ist ein hochinteressantes Land. Obwohl eine Monarchie, fühlt es sich an vielen Stellen sehr modern an. Das Land will in der Region innovativer Vorreiter sein, besonders was ganz grundlegende ökologische Probleme, wie den immensen Wassermangel angeht. Jordanien ist schon immer Ziel von Flüchtlingen in der Region gewesen. Seit den 1930iger bis in die 1970iger Jahre hat es mit dramatischen Konsequenzen eine große Zahl Palästinenser aufgenommen, die inzwischen ca. die Hälfte der Bevölkerung stellen. Zuletzt strömten Flüchtlinge aus dem Irak und Syrien ins Land. Trotzdem bleibt das Land überraschend stabil. Dabei „hilft“ natürlich, dass hier eine autoritäre Regierung an der Macht ist, geführt von einer unantastbaren Königsfamilie. Es ist also sicherlich nicht alles easy-peasy und super-duper aber die Bedeutung dieses Ruhepols zwischen Israel, Syrien, Palästina, dem Irak und Saudi-Arabien darf man trotzdem nicht zu gering bewerten.
Das soll auch alles möglichst so bleiben, weshalb sich Jordanien öffentlich und deutlich gegen extreme islamische Strömungen ausspricht und sich stattdessen öffnet und Gäste zu sich einlädt.