Was es in Porto zu sehen gibt

Porto ist eine spannende, manchmal schöne, manchmal nicht ganz so schöne aber immer interessante Stadt, in der es viel zu sehen gibt. Würde man dann nicht ständig über irgendwas stolpern, während man die steilen Straßen nach oben und unten hechelt, müsste man eigentlich die ganze Zeit nach oben schauen, um ja nichts zu verpassen.

Die Altstadt von Porto

Portos Charme ist maßgeblich von seiner Altstadt mit den fliesenbesetzten Fassaden und engen Straßen geprägt, die sich nach oben und unten winden.

Am ursprünglichsten geht es dabei in den Gassen direkt unterhalb der Kathedrale Sé zu.

Folgt man ihnen, gelangt man an den Douro-Fluß und schaut zurück auf das Fassaden-Ensemble, das den UNESCO Weltkulturerbe-Status trägt.

Hier und da wird es etwas „größer“ vor allem rund um den Hauptplatz Aliados, wo sich die herrschaftlichen Gebäude an der großen Schwester Lissabon orientieren.

Portugal ist ein katholisches Land, entsprechend spielen Kirchen hier eine wichtige Rolle. Der barocke Clérigos-Turm überragt die Altstadt und ist von überall her zu sehen.

Nur unwesentlich kleiner erhebt sich die Kathedrale Sé, an der man schon erkennen kann, dass die Portoges*innen auch ihre Kirchen fleißig mit Fliesen verzieren.

Manche Kirchen, so wie die Igreja do Carmo, haben sogar eine komplette Fliesenfassade.

Außerdem steht hier auch Sankt Desinfektius, der Heilige mit dem Desinfektionsspender … kleiner Scherz am Rande.

In der Altstadt wird fleißig gebaut und saniert. Leider bedeutet das häufig, dass die schönen Stadthäuser zu Ferienunterkünften umgebaut werden, während die regulär bewohnten Gebäude in immer schlechterem Zustand sind. Insgesamt steht in Porto viel frei, nicht nur in der Altstadt, weil Häuser nicht saniert werden. So stört die charmante Ansicht auch immer mal wieder eine Bauruine, von denen es nach der Pandemie mehr als je zuvor gibt. Immobilienpreise sind deshalb auch überschaubar, vor allem im Vergleich zu Berlin. In Porto bekommt man für 350.000 EUR schon ein ganzes Stadthaus mit 5-7 Wohneinheiten, während man dafür in Berlin mit viel Glück eine 2-Zimmer-Wohnung kaufen kann.

Architektur

Portos Architektur hat aber noch mehr zu bieten, als Fliesen und Barock.

Mindestens genauso charmant sind die Delikatessen-Geschäfte in Porto gestaltet. Da kann man dem Kauf eines Portweins nur schwer widerstehen. Aber eigentlich gibt es auch grundsätzlich keinen Grund, einem Portwein zu entsagen.

Ansonsten lohnt es sich, nach Art Déco-Schätzen Ausschau zu halten. Leider sind die Gebäude meist nicht die saniertesten und komischerweise sind es häufig kleine Parkhäuser.

Dann gibt es ein paar architektonische Highlights. Fangen wir mit dem ältesten an: der Luís I. Brücke.

Auch wenn man es annehmen könnte, ist die Brücke nicht von Gustave Eiffel entworfen worden, sondern von seinem Schüler Théophile Seyrig. Über die 2 Etagen der Brücke kann man laufen, mit dem Auto und mit der Straßenbahn fahren. Im Gegensatz dazu, fuhr über die Maria Pia Brücke, die Gustave Eiffel in Porto zu verantworten hat, nur der Zug. So überflügelt der Schüler seinen Lehrer.

Zu den neueren Errungenschaften in Porto zählen:

Silo-Auto – nicht nur in den Art Déco Parkhäusern stehen die Autos mit Stil, sondern auch im 1964 gebauten, brutalistischen Silo Parkhaus der Architekten Abel Bessa und Alberto José Pessoa.

Bairro da Bouça – 1974 als Sozialwohnungen von der Architekten-Kooperative SAAL entwickelt, wurden die insgesamt 128 Wohnhäuser bis 2006 fertiggestellt und entwickeln sich bereits jetzt zu einem beliebten Immobilienobjekt für Käufer*innen.

Casa da Música – das Konzerthaus wurde von Rem Koolhaas und Ellen van Loon gestaltet und 2005 eröffnet.

Terminal de Cruzeiros – 2015 wurde der sonst eigentlich langweilige Hafen von Porto mit diesem neuen Ankunftsterminal für Kreuzfahrtschiffe aufgewertet.

Streetart

So wie früher die Fassaden mit Fliesenbildern verschönert wurden, gibt es in Porto heutzutage natürlich auch jede Menge Street Art, die besondere Akzente setzt.

Der Graffiti-Superstar der Stadt ist Hazul, der hier schon viele Jahre aktiv ist und dessen Stil sich durch Heiligenfiguren und fließenden Formen auszeichnet. Wie überall auf der Welt, hat man auch in Porto die Attraktivität von Street Art erkannt, so dass auch Hazul nicht mehr heimlich sprayen muss, sondern sogar in städtischen Kunstwettbewerben in der Jury sitzt.

Neben Hazul sind auch jede Menge andere Künstler*innen mit großen und kleinen Werken vertreten. Zu entdecken, gibt es mehr als genug.

Parks

Porto hat einige Grünflächen, wobei es sich dabei meistens um kleine Nachbarschaftsparks handelt. Einer der großen Parks ist der Jardim do Palácio de Cristal mit dem Super Bock Stadion. Hier spaziert man mit den Pfauen und hat einen wunderbaren Ausblick auf den Douro.

Ein Beispiel für einen der kleineren Nachbarschaftsparks ist der Parque Sao Roque im Norden von Porto. Er hat aber zwei Highlights zu bieten: ein kleines Labyrinth und eine schöne Villa, in der häufig Konzerte und Kulturveranstaltungen stattfinden.

Sehr zentral, mittig zwischen zwei Felsenwänden liegt der beinahe vertikal angelegte Parque de las Virtudes mit seinen schmalen Terrassen. Könnte auch ein super schöner Picknick-Feierabend-Ort sein, wenn die Stadt ihn nicht bereits 19:00 schließen würde.

Friedhöfe

So was ähnliches wie Parks sind Friedhöfe, zumindest aus unserer Sicht, denn wir haben uns auf ihnen schon häufig vom Stadtlärm erholt. Außerdem verraten Friedhöfe immer sehr viel darüber, wie eine Gesellschaft mit dem Tod umgeht. Nicht untypisch in Südeuropa mit katholischer Prägung, bedeutet das in Portugal auch, dass man, wenn man es sich leisten kann, kleine und große Familien-Gruften baut, lustigerweise auch häufig mit Fliesen versehen. Auch nach dem Tod gilt hier „Status verpflichtet“. Wir haben uns den Agramonte Friedhof sowie den Prado Repouso Friedhof angeschaut. Auf beiden findet man jede Menge Persönlichkeiten der Stadt, darunter viele „brasilianische“ Geschäftsmänner – das „brasilianisch“ steht wirklich in Anführungszeichen – was wohl ein Euphemismus für Kolonialist sein soll.

Museen

Auch für Kultur-Liebhaber*innen gibt es in Porto einiges anzuschauen. Eines der Museen bekommt in unseren Highlights einen besonderen Platz und weitere Museums-Tipps finden sich außerhalb der Altstadt an anderer Stelle beschrieben. Darüber hinaus haben wir uns aber auch angeschaut:

Museu Romântico

In einer Villa aus dem 19. Jahrhundert liegt das „Romantik-Museum“. Der Name ist etwas irreführend. Vor seinem Umbau hat es das typische Leben einer Familie in der Zeit der Romantik in Porto gezeigt. Im Zuge einer allgemeinen Neugestaltung der städtischen Museen hat es jetzt eine neue Ausrichtung, die sich uns aber nicht erschlossen hat, da sämtliche Erklärungen ausschließlich in Portugiesisch verfügbar sind. Während unseres Besuchs waren ein altes Herbarium, Zeichnungen aus dem 19. Jahrhundert sowie einige aktuelle Kunstwerke ausgestellt. Aber das Museum ist optisch immer noch sehr schön anzuschauen, so dass man sich einfach ausdenkt, was es wohl alles zu bedeuten hat.

MMIPO

In diesem, einer alten Kirche angebauten, privaten Museum gibt es zwei Bereiche. In der Dauerausstellung erfährt man etwas über die Oberschicht Portos und ihre philanthropischen Unternehmungen durch die Jahrhunderte.

Im 2. Bereich gibt es wechselnde Ausstellungen. Wir haben hier eine wirklich toll kuratierte Ausstellung von Skulpturen des Schweizer Bildhauers Alberto Giacometti und Fotografien von Peter Lindbergh, der Supermodels aber eben auch Giacomettis Kunst fotografiert hat, angeschaut.

Als kleiner Tipp am Rande: im Jardim do Palácio de Cristal befindet sich auch die Stadtbibliothek, die regelmäßig eigene Ausstellungen zeigt.

Das ist noch lange nicht alles, was es in Porto zu sehen gibt. Deshalb findet ihr hier noch unsere persönlichen Highlights und was sich außerhalb der Altstadt wirklich lohnt.