Der Bilbao-Effekt

Auf unserer Rückreise von Porto haben wir zunächst in Bilbao Halt gemacht, um einen Punkt von der Bucket List zu streichen, nämlich der Besuch im Guggenheim-Museum.

In Bilbao dreht sich alles um dieses Museum. Bis in die 1990er Jahre hinein war die Stadt vom industriellen Niedergang, hoher Arbeitslosigkeit und allgemeiner Trostlosigkeit geprägt. Gegen den Wunsch vieler Bewohner*innen bemühte die Stadt sich dann um den Zuschlag für den Standort eines europäischen Ablegers des US-amerikanischen Guggenheim Museums. 1997 wurde der Bau mit seiner besonderen Architektur fertiggestellt. Man hoffte auf 500.000 Besucher*innen pro Jahr, damit sich das Ganze Vorhaben lohnt. Diese Zahl wurde seit der Eröffnung jedes Jahr weit überboten. Im Schnitt begrüßt das Museum jährlich rund eine Million Besucher*innen.

Damit begann für Bilbao eine neue Zeit. Man leistete sich Stararchitekten auch noch für verschiedene andere Bauprojekte und verpasste der Stadt eine Rundumerneuerung.

Das Museum ist inzwischen fest im Stadtbild integriert, so sind einige Großskulpturen, wie der Welpe oder die Tulpen von Jeff Koons oder die große Spinne von Louise Bourgeois auch von außen auf einer umlaufenden Promenade sichtbar. Besonders atmosphärisch wird es dann noch, wenn die „Nebel-Skulptur“ von Fujiko Nakaya einsetzt.

Auch im weiteren Stadtbild finden sich immer wieder Skulpturen und für Sammler*innen mit dem nötigen Budget gibt es eine große Anzahl an Galerien in der Innenstadt.

Dieser Boom, den der Bau des Museums allen Zweiflern zum Trotz in Bilbao ausgelöst hat, wird inzwischen als „Bilbao-Effekt“ bezeichnet.

Wir haben uns im Museum die tollen Gemälde der US-amerikanischen Malerin Alice Neel angeschaut:

Sind durch die großen Stahl-Skulpturen von Richard Serra gewandelt, für die eigens ein Atrium im Museum gestaltet wurde:

Die aktuelle Sonderausstellung zur Kunst in den 1920er Jahren haben wir so mitgenommen aber uns hat sie nicht mitgenommen:

Dafür sieht man in der Dauerausstellung ein paar Perlen aus den Archiven des Hauses, unter anderem von Jean-Michel Basquiat, Yoko Ono oder Anselm Kiefer:

Kunst ja, Kulinarik naja

Neben der Nahrung für’s Gehirn, interessiert uns ja auch immer sehr die Nahrung für den Magen. Dafür etwas passendes zu finden, gestaltet sich in Bilbao schwieriger, als man denkt.

Abends angekommen, wollten wir zunächst nur etwas trinken und Bars gibt es genug. Aber die sind alle voll und so zogen nicht nur wir sondern auch andere Gruppen Erwachsener Menschen marodierend durch die Innenstadt, auf der Suche nach einem Tisch, Stuhl, einer Bank, herrje zur Not einem Platz an der Theke … ein schwieriges Unterfangen, dass erst nach einiger Zeit geglückt ist.

Vorgewarnt, haben wir uns direkt auf die Suche nach einem passenden Restaurant für den nächsten Abend gemacht, um einen Tisch zu reservieren. Doch dann die Ernüchterung: sonntags haben in Bilbao ca. 60% aller Restaurants geschlossen. Das gilt sogar für die Hotel-Restaurants. Wir hatten dahingehend Glück, das man uns im Restaurant Las Cepas trotzdem bewirtete, aber erst ab 20:30, was für unsere deutschen Mägen eine echte Herausforderung dargestellt hat. Dafür waren die Meeresfrüchte wirklich lecker …

Ein Barista, dem wir unsere Erfahrungen erzählt haben, hat es dann schön auf den Punkt gebracht: In Bilbao hat man das Gefühl, die Gastronom*innen tun den Gästen einen Gefallen, wenn sie ihnen einen Tisch und Essen geben.

Was also tun? Erstmal gut frühstücken! Dazu können wir das Cokoon Café empfehlen, das nur einen Steinwurf vom Guggenheim entfernt liegt.

Und dann lieber zwischendrin snacken als großen Hunger aufkommen zu lassen. Das geht gut mit den typischen Pintxos – Baguettescheiben, die mit wechselnden Tapas-Varianten belegt werden. Die gibt es von morgens bis Abends.

Gestärkt, lässt sich die Stadt wunderbar zu Fuß erkunden. Vom Museum ausgehend kann man zunächst die am Ufer des Ría de Bilbao liegenden Viertel anschauen, darunter auch die eigentliche „Altstadt“.

Ebenfalls nett lässt sich durch die Viertel Miribilla und Las Cortes spazieren, die sich etwas mehr bohéme und kosmopolitisch präsentieren.

Unser Fazit

Auch wenn Bilbao inzwischen alles andere als schmutzig und hässlich aussieht und auch noch andere Sehenswürdigkeiten als das Guggenheim-Museum anpreist, ist und bleibt dieses nun mal der Hauptgrund, um hierher zu kommen.

Wenn man sich deshalb für einen Besuch interessiert, sollte man eben nur schauen, nicht gerade am Sonntag (Restaurants geschlossen) oder am Montag (Museum geschlossen) nach Bilbao zu kommen.