Urlaub in Deutschland – Seenland Oder-Spree

Nach unserem Stopp an Saale und Unstrut führt uns unsere „Reise“ nach Bad Saarow am Scharmützelsee. Nur eine Stunde von Berlin, ist der Kurort ein beliebtes Ziel zum Ausspannen und wir können nur sagen, wir sind begeistert und kommen bestimmt noch mal wieder.

Schlafen im Wasserwerk

Einen nicht unwesentlichen Beitrag zu unserer Begeisterung hat unsere Unterkunft im alten Wasser- und Elektrizitätswerk geleistet.

Wir haben in einem der Fabriklofts genächtigt und uns in die Kunst, den riesigen Kamin und die gut ausgestattete Küche verliebt. Außerdem könnte man kaum zentraler unterkommen. Alle wesentlichen Orte in Bad Saarow sind nur maximal 10 Minuten zu Fuß entfernt.

Für die Füße

Am Anfang steht ein Spaziergang durch das beschauliche Bad Saarow.

Ein Besuch in Bad Saarow ist was für Naturliebhaber*innen. Es gibt jede Menge Rad- und Wanderwege. So kann man zum Beispiel zu den Markgrafensteinen laufen – den größten Innland-Findlingen in Deutschland,

oder den See umrunden, oder im nahegelegenen Storkow durch die Salzwiesen streifen.

Der Naturgenuss wird allerdings zum Teil sehr getrübt. Auch in Brandenburg sieht der Wald schrecklich aus. So als hätte eine sehr sehr große Person damit Mikado gespielt. Viele Bäume sind umgestürzt, offensichtlich abgestorben oder bereits gefällt. Das gleiche Bild hat sich uns bereits in Sachsen-Anhalt und in Thüringen präsentiert und macht nur deutlich, was das Bundeslandwirtschaftsministerium in Zahlen ausgedrückt hat. Nach diesem Jahr müssen theoretisch bis zu 285.000 Hektar Wald aufgeforstet werden. Dafür hat aber kaum eine Gemeinde oder ein Privatbesitzer Geld, abgesehen davon, dass es Jahre dauert, bis neue Bäume nachgewachsen sind. Angesichts dieser Schäden ist überhaupt nicht absehbar, ob und bis wann sich der Wald in Deutschland überhaupt wieder erholen wird.

Für den Kopf

Bad Saarow hat auch ein reiches Kulturprogramm, dass man sich auf jeden Fall vor einem Besuch anschauen sollte. Schon seit der Entstehung des Kurorts Anfang des 20. Jahrhunderts legt man hier großen Wert auf Kunst und Kultur. Im ehemaligen Haus des Komponisten Scharwenka finden regelmäßig Konzerte statt und auch im „Stadtbild“ sieht man immer wieder Ausstellungen und Kunstverweise. Aktuell stehen zum Beispiel im Park großformatige Fotografien der Künstlerin Ekaterina Sevrouk, die sich darin mit der Integration von Migrant*innen in Deutschland beschäftigt.

Rund um den Scharmützelsee stehen gerade überall Fahnenmasten, an denen von 27 Künstler*innen aus den 27 EU-Mitgliedsstaaten gestaltete Flaggen hängen, die diese nationalen Symbole neu interpretieren. Diese gehören zum Kunstparcour „Flagge zeigen“.

Die enge Beziehung zur Kunst fängt auch schon bei den Kleinen an. Mitten in Bad Saarow steht ein kleiner Pavillon, in dem die künstlerischen Werke der hiesigen Schüler*innen ausgestellt werden.

Im Schloss Lieberose hat bis Anfang Oktober die Ausstellung Rohkunst 25 stattgefunden.

Das „Schloss“ ist eigentlich mehr oder weniger eine Ruine, was sich gut als Kulisse für die ausgestellten Kunstwerke gemacht hat, aber weder die Gemeinde, noch das Bundesland noch irgendwer hat Geld für eine Sanierung.

Genauer angeschaut haben wir uns auch das Schloss in Neuhardenberg, das zum Teil als Hotel, als Veranstaltungsort und als Ausstellungsraum genutzt wird. Das von Schinkel entworfene Ensemble mit dazugehörigen Park ist schlicht und schmucklos. Nicht hässlich, aber auch nicht das, was man sich unter einem „Schloss“ vorstellt.

Wir haben uns die aktuelle Fotografie-Ausstellung „Portraits II“ angeschaut, die vor allem junge Künstler*innen zeigt. Die Ausstellung selbst hat uns gut gefallen, aber bedauerlicherweise waren wir weit und breit die einzigen Gäste.

Diese Tatsache weißt auch schon auf eine weitere Problematik hin. Trotzdem Urlaub in Deutschland dieses Jahr boomt, haben wir außerhalb von Bad Saarow sehr wenige andere Tourist*innen getroffen. Brandenburg selbst macht es Gästen aber auch nicht immer einfach. Deshalb ein wichtiger „Service-Tipp“: nicht ohne Grund sang Rainald Grebe „nimm dir was zu Essen mit, wir fahrn nach Brandenburg“.

Man ist häufig ziemlich aufgeschmissen. Ob nun wegen Corona oder wegen mangelnder Gäste, viele Gasthöfe haben geschlossen, die kleineren Gemeinden haben häufig gar keine Gastronomie oder die einzige Dorf-Schenke öffnet nur Fr-So zwischen 14 und 18 Uhr. Selbstversorger*innen sind klar im Vorteil.

All diese Aspekte haben natürlich noch mit etwas anderem zu tun, das man in Brandenburg immer wieder spürt: die Abwanderung der Bevölkerung aus den Gemeinden. Neuhardenberg zum Beispiel hat sich seit den 1990igern halbiert. In vielen Orten stehen Häuser und Grundstücke zum Verkauf, für die sich wahrscheinlich nur schwer Käufer*innen finden lassen dürften, denn es gibt nichts, was Leute hierher bringen würde. Klar, in Bad Saarow wird viel gebaut, aber dieser Ort profitiert von seinen kaufkräftigen Gästen, die hier jede Menge Geld für Wellness, Essen, Aktivitäten und Schnick Schnack lassen und sich wohlmöglich sogar eine Ferienwohnung kaufen. Aber darüber hinaus, sieht es sehr deprimierend aus und wenn man durch die Ortschaften führt, stellt man – oder sagen wir mal wir – immer wieder fest, dass man hier nicht begraben sein möchte.

Für den Magen

Pechhütte in Bad Saarow

Die Pechhütte gehört zum Hotel Esplanade und vorranging bietet Burger und Bier an.

Amiceria in Bad Saarow

Dieser Italiener hat unser Interesse geweckt, weil er standardmäßig verschiedene Pasta-Varianen von normal, Zucchini, Vollkorn aber auch glutenfrei anbietet. Die Pizza und der Nachtisch waren auch lecker.

Storchenklause in Storkow

Storkow hat es uns auch nicht leicht gemacht, als wir auf der Suche nach Mittagessen waren. Eigentlich gibt es nur die Storchenklause als relevanten Anlaufpunkt. Diese punktet aber mit klassischer ostdeutscher Küche, frisch zubereitet und lecker.