Urlaub in Deutschland – Weinregion Saale/Unstrut

Die letzten Sommerstrahlen des Spätsommer genießen wir in der Weinregion Saale-Unstrut in Sachsen-Anhalt und Thüringen. Pünktlich zur diesjährigen Weinernte wollen wir uns anschauen, was die Region kulinarisch zu bieten hat.

Zu Gast bei Familie Zahn

Als Unterkunft haben wir uns das noch recht neue Hotel Freylich Zahn in Freyburg ausgesucht. Das Hotel im alten Speicher der kleinen Stadt Freyburg wird von der Familie Zahn-General geführt, die ebenfalls das Weingut Zahn im nahegelegenen Großheringen betreibt.

Hotel Freylich Zahn

Die Hotelausstattung zahlt auf zwei Dinge ein: Gemütlichkeit und Weingenuss. Statt Softdrinks beinhaltet die Minibar 8 Flaschen Wein. Das Herzstück für den Weinliebhaber ist aber die Zapfanlage in der Lobby, an der sich jeder Gast 24/7 durch verschiedene Weine aus der Region testen kann. Egal um welche Zeit der Weindurst kommt, ein guter Tropfen steht so immer zur Verfügung.

Weingut Zahn

Im Weingut Zahn wiederum haben wir uns vom Haus-und-Hof-Sommelier Rüdiger Rohse vier Weine vorstellen lassen. Das Weingut verfügt über zwei distinktive Lagen in Kaatschen und in Tultewitz und stellt, wie so ziemlich alle hiesigen Weingüter, vor allem Weißweine her.

Es ist ebenfalls Teil des Vereins Breitengrad51, der aus 9 regionalen Winzer*innen besteht. Eigentlich ist der Weinanbau weltweit nur bis zum 50. Breitengrad möglich, aber aufgrund der geografischen Bedingungen an Saale und Unstrut ist diese Weinregion auf dem 51. Breitengrad die Ausnahme. Wie lange noch, ist eine andere Frage, denn die Klimakrise beeinflusst auch den Weinanbau maßgeblich. Die Weißweine, darunter der eigentlich mineralisch-frische Riesling, entwickelten bereits in den letzten 2 Jahren soviel Zucker, dass sie gut und gerne als Spätlese durchgehen könnten. Nur noch durch die Expertise der Winzer*innen können sie zu trockenen Weinen ausgebaut werden. Zukünftig ist es also mehr als wahrscheinlich, dass auch über den 51. Breitengrad hinaus Wein angebaut werden kann und muss.

Doch nicht nur die Wärme macht den Winzer*innen zu schaffen. Dieses Jahr kommen ein später Frost und ein weiterer trockener Sommer hinzu, die die Bilanz schlecht aussehen lassen. Schon jetzt ist klar, nächstes Jahr wird es nur wenig Wein von Saale und Unstrut geben.

Für die Füße

Naumburg

Wenn man in der Nähe ist, dann empfiehlt sich ein Spaziergang durch Naumburg auf jeden Fall. Die Altstadt ist sehr schön hergerichtet und mit der Wenzelskirche und dem Dom, der UNESCO Welterbe ist, gibt es auch was anzuschauen. Zum Beispiel die von Neo Rauch gestalteten Kirchenfenster.

Am besten hat uns der Naumburger Dom-Schatz gefallen. Die hier ausgestellten Gemälde und Retabeln sind echte Schmuckstücke.

Weinbergsführung

In Freyburg gibt es auch die Winzervereinigung Freyburg, die es auch kleinen Winzer*innen ermöglicht, ihre Weine wirtschaftlich zu vermarkten. Die Winzervereinigung bietet immer 11 Uhr eine Führung über den herzoglichen Weinberg und 13 Uhr eine Kellerführung an. Wir haben uns für ersteres entschieden. Die Führung dauert 1 Stunde, man schlürft nebenbei ein Gläschen Wein und erfährt viele interessante Dinge über die Geschichte des Weinanbaus in der Region.

Freyburg

Das kleine Städtchen Freyburg ist bei genauerem Blick a) langweilig und b) hat einen problematischen Umgang mit der eigenen Vergangenheit.

Zu a): für einen Ort, der maßgeblich vom Tourismus lebt, gibt es hier erstaunlich viele Ruhetage und Schließzeiten, die Tourist*innen stranden lassen.

Zu b): Freyburg wirbt natürlich mit dem Weinbau, aber ebenso mit der Tatsache, dass hier Friedrich Ludwig Jahn zum Ende seines Lebens mehrere Jahre verbracht hat. Wer? Turnvater Jahn, der theoretische Begründer der deutschen Turnbewegung. In Freyburg gibt es zu seinen Ehren ein Museum. Außerdem steht hier die älteste deutsche Turnhalle gegenüber seines Grabmals. Die Stadt Freyburg identifiziert sich offiziell als „Jahn-Stadt“. Das Doofe daran: Jahn war nicht nur enthusiastisch, wenn es ums Turnen ging, er war auch ein Rassist erster Güte, extrem fremdenfeindlich und nationalistisch. Hätte er ein bisschen später gelebt, wäre er ein strammer Nazi gewesen. Mit diesem Aspekt seiner Biografie wiederum setzt man sich in Freyburg nicht so gern auseinander sondern benennt lieber Schulen nach Jahn.

Nicht unerwähnt lassen, wollen wir die Sektkellerei Rotkäppchen, die in Freyburg ihren Firmensitz hat. Die Beziehung zur Region bzw. zu den Winzer*innen ist … nennen wir es mal „gespalten“. Rotkäppchen nimmt in wenigen Mengen hiesigen Wein für spezielle Sekt-Sorten ab, bezieht aber sonst seinen „Rohstoff“ zu Dumping-Preisen aus Italien, was die Stimmung drückt.

Für den Kopf

Arche Nebra

Für unseren Besuch in der Region haben wir uns vorgenommen, endlich zu erfahren, was es mit der berühmten Himmelsscheibe von Nebra auf sich hat. Was liegt da näher als ein Besuch im Museum „Arche Nebra“, das die Geschichte der Scheibe beleuchtet. Wir sind jetzt zwar schlauer – und die Scheibe ist wirklich hoch interessant – aber das Museum ist trotzdem keine Empfehlung. Sehr klein, wenige Ausstellungsstücke, der Hauptbestandteil ist eigentlich nur ein 20-minütiger Film und die Scheibe selbst befindet sich nicht hier, sondern in Halle.

Für den Magen

51° Eatbar

Zum Hotel Freylich Zahn gehört das Restaurant 51°, dass natürlich über eine hervorragende Weinauswahl, aber auch sehr leckeres Essen verfügt. Eine absolute Empfehlung, auch wenn man nicht im Hotel übernachtet.

Gasthof Zufriedenheit

Zufrieden waren wir nach unserem Mittagessen in diesem charmanten Restaurant in Naumburg auf jeden Fall.