Nordseeland – Wie man Tourismus richtig macht

Tourismus rund um die Ostsee – bis hierher waren unsere Erfahrungen gemischt. Von Odense aus führte uns unsere kleine maritime Rundreise als nächstes nach Seeland, der größten Insel Dänemarks auf der auch Kopenhagen zu finden ist. Dort waren wir 2014 schon einmal und haben nun einen sprichwörtlichen Bogen drum herum gemacht.

Nordseeland hatte in den vergangenen Jahren ein nicht ungewöhnliches Problem: so langsam aber sicher war die Industrie, bisher wesentlicher Arbeitsplatz, weg. Was nun?

Nun, Seeland hat Natur, Schlösser, kleine Städtchen an der Ostsee, die Antwort war also, sich auf den Tourismus auszurichten und diesen dabei zeitgemäß zu gestalten.

Drei Beispiele, an denen sich Mecklenburg-Vorpommern eine Scheibe abschneiden kann:

Roskilde – Auch mit Subkultur kann man Geld verdienen

Fans populärer Musik ist das Roskilde-Festival ein Begriff, schließlich handelt es sich um eines der größten Europas. Roskilde hat zwar einen großen, stattlichen Dom, eine typisch dänische Innenstadt und ein Museum rund um die beeindruckenden Wikingerschiff-Funde im Roskilde-Fjords, aber das allein ist in Dänemark noch kein Alleinstellungsmerkmal. Ein Museum für Rockmusik allerdings schon.

In einem modernen Wohnviertel steht Ragnarock, ein Museum für (dänische) Musik, das hiesige Festival und Jugendkultur. Das Museum macht Spaß (sicherlich noch mehr, wenn man dänische Bands kennt), erweitert den eigenen musikalischen Horizont (weil man danach dänische Bands kennt) und ist trotzdem informativ.

Im aus Containern gebauten Gastronomie- und Shop-Bereich neben dem Museum gibt es außerdem auch guten Kaffee bei Mørk.

Helsingor – Geschichte mit Zukunft

An der engsten Stelle des Øresund – der Meerenge zwischen Dänemark und Schweden – liegt das historische Helsingør und das Schloss Kronborg.

Schloss Kronborg hat noch einen weiteren Namen: Elsinore – so zumindest heißt es in Shakespeare’s Hamlet, das hier spielt. Und während man in Wismar von Nosferatu nichts wissen will, kann man hier durchaus in die Rolle des Prinzen von Dänemark schlüpfen.

In den Katakomben des Schlosses sitzt übrigens Holger Dansk, der dänische Barbarossa, und wartet darauf, dass Dänemark ihn noch mal braucht. Wird so schnell wohl nicht nötig sein.

Vom Schloss aus kann am kleinen Hafen, mit dem Bruder der kleinen Meerjungfrau (weg mit Geschlechter-Stereotypen), in der ebenfalls ausgezeichneten Markthalle essen, in der öffentlichen Bibliothek Kulturangebote wahrnehmen oder an dem sehr schönen und sauberen Strand flanieren.

Helsingør fokussiert sich aber nicht nur auf Historisches. Die Stadt hat ein umfassendes Konzept für nachhaltigen Tourismus. Bereits 70% der Ferienunterkünfte sind klimaneutral, Mobilität mit Fahrrad, ÖPNV und eAuto wird belohnt und Tourist*innen bekommen Tipps an die Hand, wie sie im Urlaub Ressourcen sparen können.

Weltklasse-Kultur auf dem Land

Das Kronborg Schloss ist bei weitem nicht das einzige in Nordseeland. Neben Schlössern gibt es außerdem Naturschutzgebiete und jede Menge hochkarätige Museen. Eigentlich eins an jeder Autobahn-Ausfahrt. Das führt dazu, dass man in Nordseeland auch die kleinen Gemeinden besucht und nicht nur Kopenhagen.

Das Juwel unter den Museen ist dabei das Louisiana für moderne Kunst. Ein tolles Gebäude, großartige Ausstellungen …

… ein wunderbarer Garten, direkt am Meer gelegen …

… ein empfehlenswertes Museumscafé …

… und den vielleicht umfangreichsten Museumsshop, den wir je gesehen haben. Hier kann man ohne Probleme einen ganzen Tag zubringen und langweilt sich nicht.