Das Gegenteil von Terra Incognita – Mallorca

Als Terra Incognita wurden in der Geschichte nicht kartografierte Gegenden, weiße Flecken auf der Landkarte bezeichnet, über die man nichts wusste. Das Erkunden dieses Unbekannten, die Neugier auf Neues motiviert Reisende bis heute.

Mallorca – das Ziel unseres kurzen Urlaubs im Mai – ist so ziemlich das Gegenteil davon. Nicht nur war das nicht unser erster Besuch auf Mallorca, als deutsche Tourist*in ist man auf dieser Insel niemals allein … niemals.

Mallorca ist der Beweis, dass Klischees einen wahren Kern haben. Selbst abseits der wirklich gruseligen Bettenburgen, Junggesell*innen-Abschieds-Parties, Schnitzelrestaurants und Bierkönige trifft man immer und überall auf Menschen, die Deutsch sprechen, bei Lidl deutsche Produkte einkaufen und vom gesamten Servicepersonal der Insel erwarten, dass es ebenfalls Deutsch spricht. Die schlimmste Art deutscher Tourist*innen findet sich auf Mallorca.

Was also tun, auf dieser kartografierten, dokumentierten, auf Google bewerteten und für deutsche Tourist*innen erschlossenen Insel?

  • ein bisschen Zeit in die Recherche investieren und doch noch das ein oder andere Neue finden
  • Oldies but Goldies – da unterwegs sein, wo es schon immer schön war und auch bleiben wird
  • die Sehenswürdigkeiten anschauen, die die meisten Tourist*innen eher nicht interessieren (Museen z. B. sind auf Mallorca „überraschenderweise“ wenig besucht)
  • vorsichtig mit dem Hype sein – wenn es zu sehr empfohlen wird, hält es nicht unbedingt was es verspricht

Drei neue Empfehlungen

Unsere Unterkunft, das Hotel Es Blau des Nord liegt an einem ruhigen Stück des Badia d’Alcúdia. Auf der einen Seite das Meer, auf der anderen die Berge der Halbinsel Llevant.

Die Einrichtung ist schlicht, gemütlich und stilvoll. Das Personal sehr aufmerksam und die Küche gut. Definitiv eine Empfehlung.

Man kann wunderbar nach links oder rechts an der Küste entlang spazieren und sich anschauen, welchen Stil man für das eigene imaginierte Ferienhaus wählen würde.

Das SA Bakery Café in Manacor liegt in der schönen aber nicht so überrannten Altstadt …

… und hat alles – inklusive gutem Specialty Coffee – das man sich wünschen könnte. Im Ernstfall kann man hier auch arbeiten.

Das Restaurant Dodo in Pollença setzt auf saisonale und regionale Spezialitäten mit Fokus auf Nachhaltigkeit. Außerhalb der „Essenszeiten“ ist es außerdem ein Laden für unverpackte und biologisch erzeugte Lebensmittel.

Immer noch schön hier

Auf Mallorca gibt es Dinge, die gehen immer. Mit dem Auto durch die bezaubernde Landschaft fahren oder auf die Tramuntana Berge hinauf,

oder zu Fuß einer der Wanderrouten folgen. Wir waren im Naturpark der Halbinsel Llevant unterwegs. Sehr gut ausgeschildert mit Routen, die sich sehr gut kombinieren lassen.

Nach Pollença fahren, um zu shoppen und sehr nett Essen zu gehen,

oder durch das ruhige Artà schlendern und im Café Parisien im Garten sitzen.

Theoretisch kann man sich auch einen schönen Strand suchen, aber viel Spaß dabei, einen zu finden, der nicht bereits aus allen Nähten platzt.

Gut essen – geht immer.

Mallorca hat auch eine Museumslandschaft

Mallorca hat nicht nur Berge, Meer, Buchten und Felder zu bieten, sondern auch das eine oder andere gute Museum.

Auch wenn man ein bisschen länger hinfahren muss, das Museu sa Bassa Blanca außerhalb von Alcùdia hat einen tollen Skulpturengarten, der die Anfahrt wert ist.

Es gibt auch eine Gemäldesammlung von Kinderporträts aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Eher seltsam und ein bisschen gruselig.

In Palma wiederum gibt es seit 2004 das Museum Es Baluard für moderne Kunst mit wechselnden Ausstellungen.

Kann sein, dass wir Pech hatten, aber das Gebäude fanden wir fast interessanter als die aktuellen Ausstellungen.

Ohne Eintritt kann man in Palma die Stiftung Joan March besuchen. Die private Sammlung zeigt ebenfalls verschiedene Werke moderner Kunst.

Vorsicht mit dem Hype

Laut zahlreichen Reiseblogs sollten Deìa & Soller unbedingt auf der Liste der Mallorca-Ziele stehen. Warum, hat sich uns nicht so richtig erschlossen.

Deià ist super schön in den Tramuntana-Bergen gelegen. Hoch oben über dem Meer ist es aber eigentlich nur eine Straße mit ein paar Restaurants und Shops, der Ort in dem das bekannteste Luxus-Hotel Mallorcas liegt und in dem es viel zu wenige Parkplätze für all die Tourist*innen gibt, die gehört und gelesen haben, dass sie hier unbedingt hin müssen.

Leider langweilig, beim nächsten Mal vielleicht lieber in Valdemossa stoppen.

Für einen kurzen Snack können wir aber Café De Moniö empfehlen.

Soller wiederum hat ein Gimmick – mit einer alten Straßenbahn kann man sich mit gefühlt hundert anderen Tourist*innen für viel Geld circa 20 Minuten bis zum Meer in Port de Soller und wieder zurück fahren lassen. Geht in Porto und Lissabon besser.

Ebenfalls häufig erwähnt wird die Bucht Torrent de Paseis im Norden der Insel. Der Weg dahin hat es in sich, man schlängelt sich über die Berge, durch die Wolken und wieder hinab …

… und erreicht einen großen Parkplatz. Danach schiebt man sich mit vielen Menschen den Weg zur Bucht entlang und versucht, einen möglichst guten Platz auf dem Kiesstrand zu finden. Das ist nur so semi-schön.

Etwas rehabilitiert wird das Ganze, wenn man den kurzen Spaziergang in die Schlucht auf sich nimmt. Das machen nur ca. 20% der Tourist*innen, was es erlaubt, die Natur in einigermaßener Ruhe zu genießen.

Was gibt es sonst noch zu erwähnen?

In Palma gibt es inzwischen auch guten Kaffee, zum Beispiel:

Surry Hills Café

Mistral Coffee Roasters

Nano Coffee Lab

und bald …

Ansonsten ist Palma natürlich auch schön, aber auch im Mai schon völlig überfüllt. Wie gesagt, hier ist man nie allein …