Mit Wind im Haar in Oslo

Ein kurzer Städtetrip führte uns vor unserem diesjährigen „Sommer“-Urlaub in Schweden nach Oslo. Die Flugverbindung ab Berlin-Tegel war unschlagbar und der Weg nach Schweden ab Oslo nicht mehr weit. Außerdem hatte uns Kopenhagen sehr gut gefallen und so waren wir gespannt, was Skandinavien noch zu bieten hat. 

Europas nördlichste Hauptstadt

Wir hatten es befürchtet, so hoch im Norden sieht das Sommerwetter ein bisschen anders aus als im „subtropischen“ Berlin. Dementsprechend begann unser Urlaub in Oslo bei 19 Grad und Sprühregen – für die Norwegerinnen kein Grund auf Minirock und nackte Beine zu verzichten. Ist eine Stadt (landschafts-)architektonisch nicht ausgesprochen schön, wird sie bei grauem Himmel und Regen nicht schöner und das gilt definitiv auch für Oslo. Die Entwicklung zur Metropole läuft in Oslo im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten noch nicht so lang und schlägt sich leider häufig in generischer, moderner Großstadtarchitektur und Gentrifizierung nieder, so dass man als Gast zwar nach etwas sucht, das sich oslo-typisch anfühlt, aber nicht so richtig fündig wird. Andererseits steht man in Oslo auch einfach auf modernistische Architektur, wie man beispielsweise am Rathaus (Entwurf von 1930) sieht.

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Im Vergleich zu Kopenhagen fällt Oslo leider ab – außer bei den Preisen und die sprechen für keine der beiden Städte. Ich sag nur – eine Bratwurst für 7,50 Euro…

In Grünerløkka bei Roy

Wie schon häufiger, haben wir uns auch in Oslo für eine Airbnb-Unterkunft entschieden und so verschlug es uns mal wieder in das angesagteste Viertel der Stadt – nach Grünerløkka. Roy hat uns sein schönes Apartment zur Verfügung gestellt.

Grünerløkka ist ganz nett zum Bummeln und Kaffeetrinken. Es gibt immer wieder Grünflächen zum Entspannen und man kommt mit der Straßenbahn gut von A nach B. Optisch ist das Viertel eine interessante Mischung. Manche Straßenzüge sehen aus wie Berlin-Friedrichshain, andere wie in die Jahre gekommene sozialistische Wohnblöcke und, ganz versteckt, finden sich hier und da noch ein paar traditionellere Holzhäuser.

Grünerløkka verfügt auch über eine gleichnamige Micro-Brauerei und diese hat, als hätten sie gewusst, dass wir kommen, passend zu unserem Besuch ein Bierfestival durchgeführt.

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Hier haben sich diverse europäische Brauereien mit ihren interessantesten Bieren vorgestellt. Wir haben gesagt, „Hallo, komm in mein Glas!“.

Für die Füße

Für uns gehört zum Urlaub dazu, dass man sich wenigstens einmal mit einem Boot auf dem Wasser bewegt. Daher ist eine Rundfahrt mit der Fähre durch den Oslo-Fjord auch – wenig überraschend – eins unserer Highlights. Bestimmt bei Sonnenschein noch schöner, liegen die kleinen Inseln bei Regen in einem mystischen Nebel und haben eine ganz besondere Atmosphäre.

Fjörd1Fjord2Fjord4Fjord5Zur Anlegestelle kann man auch sehr charmant die Uferstraße lang laufen, vorbei an historischen Gebäuden und moderner Architektur, wie dem Astrup Fearnley Museum.

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Wer Museen liebt, ist in Oslo auf jeden Fall richtig. Neben dem Astrup Fearnley Museum für moderne Kunst (haben wir diesmal ausgelassen), gibt es Museen für alle Themen, die man sich so vorstellen kann und einige haben am Donnerstag freien Eintritt. Besonders viele Museen befinden sich auf der passend benannten „Museumsinsel“ Bygdøy.

ReiseführerWir haben uns hier das Freilichtmuseum angeschaut, in dem zum Beispiel eine Holzkirche von 1200 steht, aber auch ein traditioneller Bauernhof inklusive Tiere oder ein Osloer Wohnhaus, in dem Wohnungen aus den letzten 150 Jahren eingerichtet sind.

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Auch auf Bygdøy findet man ein Museum mit original Wikingerschiffen, ein Holocaustzentrum, ein Museum über Polarexpeditionen oder ein Museum über Osterinselexpeditionen. Neben den ganzen Museen kann man die Insel aber auch für einen entspannten Spaziergang besuchen.

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Wir fanden das Schloss nicht so beeindruckend. Da gibt es in Kopenhagen mehr zu sehen.

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Auch die Markthalle von Oslo ist ein bisschen enttäuschend. Direkt neben der Markthalle liegt außerdem das etwas seltsame Areal namens „Vulkan“, dass nur aus Hotels, Bars, Restaurants und Cafés zu bestehen scheint, die auch mehrheitlich leer sind.

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Für „Vulkan“ spricht allerdings, dass sich hier das Café „Hendrix Ibsen“ befindet, dass in direkter Verwandtschaft zur Oslo Kaffebar in Berlin steht, die wir regelmäßig frequentieren.

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Für den Magen

Essen wie die Norweger?

Nicht nur das Gefühl für die Stadt, auch die norwegische Küche erschließt sich einem nicht so richtig. Traditionelle Küche scheint gerade nicht „in“ und nur auf entsprechende Eckkneipen beschränkt zu sein, während die moderne norwegische Küche am anderen Ende eines preislichen Spektrums liegt, bei dem wir leider passen müssen. Dementsprechend bleiben die asiatischen, italienischen, spanischen usw. Restaurants dazwischen und die Supermärkte. Da wir eine voll ausgestattete Küche hatten, war Zweites für uns kein Problem. Im Supermarkt kann man in die Vollen gehen, wenn es um Knäckebrot und Fischprodukte geht und man sollte Mayonnaise mögen. Wer besonders mutig ist, greift auch gern mal bei Schmelzkäse aus der Tube mit seltsamen Geschmacksrichtungen zu … wir sind nicht so mutig.

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Auswärts haben wir immer nur zu Mittag gegessen. Wie alles, ist auch Essen in Oslo sehr teuer, aber dafür sind die Portionen reichhaltig, z. B. bei Munchies für Burger

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Mittag_DelicatessenAnsonsten – Smørrebrød mit Garnelen oder Räucherlachs

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Kaffeetrinken im Speciality Coffee Epizentrum

Auch wenn man es kaum glauben kann … es gab in Europa noch nicht immer Flat Whites aus Single Origin Kaffeebohnen, geröstet in der kleinen Micro-Roastery um die Ecke. Tim Wendelboe aus Oslo, World Barista Champion, war maßgeblich daran beteiligt, dass sich das geändert hat.

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TW4TW5Die Rösterei von Tim Wendelboe liegt in Grünerløkka und hier merkt man, dass Leidenschaft für etwas nur dann auch ein exzellentes Produkt hervorbringt, wenn man es mit absoluter Disziplin betreibt. Die Baristas hier im Laden sind mit Abstand die besten, die uns bisher untergekommen sind … und wir wohnen in Berlin. Wir haben hier den Caballero Espresso aus Honduras getrunken, den wir einen Tag später im, ebenfalls sehr guten, mit Preisen ausgezeichneten Café Fuglen noch einmal serviert bekommen haben. Perfektion schmeckt man.

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Immer Samstags kann man bei Tim Wendelboe an einem Cupping teilnehmen. Haben wir gemacht und unsere Zungen noch ein wenig trainiert, um zukünftig vielleicht noch besser den südamerikanischen vom afrikanischen Kaffee und die Filter- von der Espresso-Röstung unterscheiden zu können. Das Cupping war auf jeden Fall sehr spannend und unterhaltsam.

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