Letzter Stopp vor der Rückkehr nach Berlin: im September haben wir noch mal einen Zwischenstopp in Paris gemacht, der angeblich romantischsten Stadt der Welt. Wir haben das für euch überprüft.
Unser Hotel befand sich in Les Batignolles, einem Kiez im 17. Arrondissement. Bis 1860 war Les Batignolles ein eigenständiges Dorf. Davon sieht man heute nichts mehr. Das Viertel hat aber, im Gegensatz zu anderen Pariser Vierteln, einen recht wohnlichen Charakter. Le Figaro hat das vor einigen Jahren als „Bobo Chic“ bezeichnet, was eine Mischung aus Bohéme und Bourgeoisie meint.
Wie auch immer man das Viertel nun beschreiben will, es lässt sich trefflich (und romantisch) hindurch spazieren, zum Beispiel zum schönen Parc Monceau.
Einen eher fragwürdigen Romantik-Punkt gibt es dafür, das Paul Verlaine hier eine Weile gelebt hat. Paul Verlaine war Lyriker und hatte eine turbulent-tragische Beziehung zu Arthur Rimbaud (der vielleicht der bessere Lyriker der beiden war), die in Waffengewalt, Suizidversuch und Gefängnis endete. Wohl eher toxisch als romantisch …
Ein Highlight unseres Besuchs war der zu diesem Zeitpunkt gerade verhüllte L’Arc de Triomphe, das letzte Projekt des Künstler*innen-Paares Christo und Jeanne-Claude.
Die Idee, den Triumphbogen zu verhüllen, hatten die beiden bereits 1961. Die gemeinsame Arbeit des Paares endete mit dem Tod von Jeanne-Claude 2009, doch ihr Ehemann trieb das Projekt bis zu seinem eigenen Tod 2020 weiter voran. Und so stand der verhüllte Triumphbogen im September als letzter Ausdruck ihrer Verbundenheit in Paris. Très romantique – auf jeden Fall!
Vom Triumphbogen aus, kann man wunderbar die Champs Élysées entlang schlendern (und dabei das gleichnamige Lied über das Verliebtsein auf eben jener Straße summen).
Irgendwann kommt man zum Jardin des Tuileries, dem wunderschönen Barock-Garten neben dem Louvre, der schon Manet und Mussorgski inspiriert hat.
Ebenfalls wieder nur einige Gehminuten entfernt, wird dann sogar der schnöde Einkaufsbummel besonders, denn bei den Galeries Lafayette am Haussmann Boulevard könnte es sich um das schönste Kaufhaus überhaupt handeln.
„Das Wunderbarste was du je lernen wirst, ist zu lieben und wieder geliebt zu werden!“
Dieses mehr als kitschige Zitat entstammt dem Film Moulin Rouge von Baz Luhrmann aus dem Jahr 2001. Er ließ den Mythos vom romantischen Montmartre wieder aufleben, (falls dieser jemals gestorben war) und ja – Montmartre (das 18. Arrondisement direkt neben Les Batignolles) ist auch heute noch eine besondere Ecke von Paris.
Auch wenn das Moulin Rouge als Institution selbst vielleicht nicht unbedingt für die sprichwörtliche Romantik steht …
Auf die Suche nach Romantik geht man zum Beispiel eher auf den Friedhof von Montmartre.
Das findet nicht jeder auf den ersten Blick romantisch, aber ein zweiter Blick lohnt unter anderem weil,
- bereits seit dem 16. Jahrhundert das literarische Motiv „der Tod und das Mädchen“ existiert, bei dem der Tod als Verführer auftritt, der eine junge Frau aus einer menschenfeindlichen Welt erlöst
- hier Alexandre Dumas der Jüngere begraben liegt, dessen bekanntestes Werk „Die Kameliendame“ von der Kurtisane Marie Duplessis handelt, die nur wenige Meter entfernt beigesetzt ist. Marie Duplessis wurde nur 23 Jahre alt aber war geradezu eine Muse im klassischen Sinne, die nicht nur den Roman sondern auch die Oper La Traviata von Guiseppe Verdi inspirierte. Franz Liszt schrieb zu ihrem Nachruf: „wenn ich an sie denke, erklingt in meinem Herzen ein geheimnisvoller Akkord aus einer antiken Elegie“.
- Heinrich Heine, seines Zeichens Vertreter der Romantik, hier ruht, nachdem er schon lange vor seinem Tod festlegte: „Sterbe ich in Paris, so möchte ich auf dem Kirchhofe des Montmartre begraben sein, denn unter der Bevölkerung des Faubourg Montmartre habe ich mein liebstes Leben gelebt.“
- die Liste sich noch länger fortsetzen ließe, denn der Friedhof ist prominent bestückt. Erwähnt seien aber noch seine beiden Bewohner Jacques Offenbach, dem wir unter anderem die Operette „Orpheus in der Unterwelt“ über das tragische Paar Orpheus und Eurydike verdanken, und Vaslav Nijinsky, der die romantischste Theaterdisziplin – das Ballett – revolutionierte.
Wer nun trotzdem einem Friedhof nicht viel Romantik abverlangen kann, dem gefällt vielleicht ein Besuch der Basilika Sacré-Coeur besser.
Hier befestigen Liebespaare Vorhängeschlösser an den Geländern, genießen den Blick über die Dächer von Paris und schlendern am Karussell vorbei. Wem dabei nicht sofort der Soundtrack zum Film „Die fabelhafte Welt der Amélie“ in den Kopf kommt, der hat vielleicht einfach keinen Sinn für Romantik.
Auf der Suche nach Romantik kann man aber auch im „Musée de la Vie romantique“ landen. Hier geht es natürlich um das Zeitalter der Romantik. Der Eintritt in das kleine Stadthaus ist kostenlos, der „Museumsfaktor“ auch eher gering, aber man kann kurz eintauchen in das Leben des Malers Ary Scheffer, in dessen Wohnhaus sich die Ausstellung befindet und der in seinem Salon und unter seinem Dach u. a. die Schriftstellerin George Sand und den (rückblickend umstrittenen) Historiker und Orientalisten Ernest Renan begrüßte.
Was gehört auch zu einem romantischen Date? Gutes Essen. In diesem Sinne können wir die folgenden charmanten kleinen Lokale empfehlen:
Zincou – Tapas und Weinbar
Ferment – wie der Name schon verrät, Essen und Getränke mit fermentierten Zutaten
Aber auch ein Käffchen am Morgen und ein entspannter Start in den Tag tragen zur romantischen Harmonie bei. In diesem Sinne empfehlen wir:
La Pépinière des Batignolles
Dose Paris Batignolles