Unser jährlicher Geburtstags-Frühjahres-Kurzurlaub führte uns dieses Jahr über Ostern nach Porto. Wir waren ja 2013 schon einmal an der Algarve und in Lissabon gewesen und wollten nun mal sehen, was Portugal noch so zu bieten hat.
Vor unserer Reise wurde uns erklärt, dass Lissabon das München und Porto das Leipzig Portugals sei. Interessanter Vergleich und wir verstehen auch ein bisschen, woher das kommt. Porto ist nicht so geschniegelt, nicht so klassisch schön, keine typische Sehenswürdigkeitenstadt, eher was zum Erkunden, hier und da auch mal hässlich, aber auch irgendwie spannender, vor allem was Museen und das kulinarische Angebot angeht.
Wir haben Porto auch von einer schönen und einer nicht so schönen Wetter-Seite kennengelernt. Hier der „Vorher-Nachher“-Vergleich:
Wir hatten ein sehr schönes, kleines Apartment in der Altstadt von Porto.
Von hier aus haben wir uns auf den Weg gemacht.
Man kann man sehr viel zu Fuß erlaufen, nur bis zur Atlantikküste im Westen der Stadt sollte man dann doch auf ein öffentliches Verkehrsmittel setzen. Entlang des Douro-Flusses fährt aber beispielsweise eine historische Straßenbahn bis zum Meer.
Für die Füße
Die Altstadt hat definitiv ihren Charme und wie so oft entfaltet er sich vor allem vom Wasser aus. Für uns Möchtegern-Seefahrer steht also eine Bootsfahrt auf dem Plan.
Auch aus der Streetart-Perspektive hat Porto einiges zu bieten. Vor allem die Bilder von Hazul, einem lokalen Künstler, fallen ins Auge.
Auch nicht zu unterschätzen, ist der Blick in ein Glas voll Portwein, aber das ist eine andere Geschichte …
Auch sehr schön ist die Bahnstation Sao Bento, die zufällig direkt neben unserem Apartment lag. Die Station ist innen mit blau-weiß gestalteten Kacheln verziert und damit nicht nur bei uns ein beliebtes Fotomotiv.
Als bekannteste Markthalle in Porto wird im Reiseführer der Mercado Bolhao genannt. Die eigentliche Markthalle ist aber dann doch sehr runter gekommen. Hier sind zwar die portugiesischen Omis Vormittag beim Einkaufen, was es sehr authentisch macht – aber schön oder einladend ist doch anders.
Da wir beide keine Freunde luftiger Höhen sind, haben wir uns auch gespart, den Douro Fluss auf einer Stahlbrücke in 60 Meter Höhe zu Fuß zu überqueren – aber dafür gibt es auch Liebhaber.
Für den Kopf
Platz eins bekommt hier das Museu de Arte Contemporânea de Serralves mit dem dazugehörigen Park. Das Museum für moderne Kunst hat eine spannende Dauerausstellung und darüber hinaus wechselnde Ausstellungen, wie die aktuelle Schau des deutschen Fotografen Wolfgang Tillmans.
Rund um das Museum erstreckt sich ein 18 Hektar großer Park, wunderschön angelegt mit verschiedenen Skulpturen, die hier und da aus dem Grün herauslucken.
Eine echte Perle liegt mitten im Park: die Villa Serralves – eine rosa Art Deco Villa aus den 1920er Jahren, die zum Teil noch original möbliert ist und mit dem türkis gefließten Wasserspiel auf der Terrasse ein eiscreme-farbener Traum ist.
Wenn man in Serralves ist, ist man auch schon fast an der Atlantikküste. Ein Panorama, dass mit Sonne, sicherlich noch schöner ist.
Unser Interesse wurde auch geweckt, als wir im Reiseführer vom Centro Português de Fotografia gelesen haben. Allerdings ist die Dauerausstellung eher dürftig und fast ausschließlich auf portugiesisch (dafür aber auch kostenlos). Wahrscheinlich bietet sich ein Besuch eher an, wenn es eine Sonderausstellung gibt.
Für den Magen
Das komplette Gegenteil zum Shoppen … wo fängt man an? Vielleicht mit den einfachen Dingen. Mein Wunsch war es, mich in einem Tapas Restaurant einmal so richtig mit Schinken und Käse vollzufressen und dazu einen leckeren Rotwein zu trinken. Haben wir gemacht und zwar bei Tapabento. Danach sind wir zufrieden rausgekugelt.
Auch ganz oben auf der Liste stehen in Porto Sandwiches, z. B. bei Sandeira oder im Mercearia das Flores. Gutes Brot, knusprig geröstet, Schinken, Käse, Olivenpaste, Tomaten, Basilikum, auch mal eine Sardine, Olivenöl … alles einfache Zutaten aber in der Kombination machen sie glücklich.
Ebenfalls gute Laune macht das portugiesische Nationalgebäck Pastel de Nata. Nicht ohne Grund wirbt eine Bäckereikette für diese süße Köstlichkeit mit dem Slogan „The world needs natas“ – vielleicht wäre die Welt mit mehr Natas ein besserer Ort.
Richtig interessant wird es in Porto aber auch am anderen Ende des kulinarischen Spektrums und das macht auch den Reiz der Stadt für Gourmets aus. Nicht ohne Grund gibt es allein zwei Sterne-Restaurants in Porto. Preislich etwas darunter gibt es diverse klassischere oder moderne Restaurants mit gehobenem Standard(reservieren hilft, die warten nicht auf einen).
Wir haben uns zunächst für die Cantinho des portugiesischen Kochs José Avillez entschieden, der auch einige sehr gute Restaurants in Lissabon betreibt. Die Cantinho ist dabei ein sehr entspanntes und gemütliches Restaurant, bei dem man sich nicht mit viel Chi-Chi aufhält, sondern auf eine moderne Zubereitung portugiesischer Klassiker spezialisiert ist.
die frischsten, zartesten Jakobsmuscheln auf Avocado-Creme
gebratenen Fisch mit Wurzelgemüse
Tatar vom Rind
Kabeljau auf Wirsing
Haselnuss-Eis, Haselnuss-Schaum, geriebene Haselnuss und Fleur de Sel
Eine interessante Interpretation der portugiesischen Küche gibt es auch im LSD (der Name ist zwar ein Verweis auf die Adresse am Largo de Sao Domingos aber auch ein bisschen Programm).
Ei auf Meerrettich-Frischkäse und Rindertatar
Frischkäse Parfait mit Möhre
Lamm-Chop mit Süßkartoffeln
Loup de Mer mit Polenta und Spargel
Schokokuchen mit heißer Toffeesoße
Lychee-Sorbet mit einem Topping, das wie feste Zuckerwatte geschmeckt hat
Was war unser Porto-Ohrwurm?
Den gab es nicht, wenn man mal das Geräusch der Regentropfen ausnimmt. Aber ein musikalisches Schmankerl gab es auf jeden Fall. In der Sé, der großen Kathedrale von Porto, sind wir in die Ostermesse gestolpert und da wird nicht mit kleinen Brötchen gebacken.
Ein volles Orchester plus Chor und Solisten gibt hier barocke Kirchenmusik zum Besten.