Bei unserem diesjährigen Thailand-Besuch haben wir Zeit in Chiang Mai, auf Ko Samui und in Bangkok verbracht. Zwei Stops können wir empfehlen (Chiang Mai und Bangkok) und einen nicht (Ko Samui) und das hat viel mit dem zu tun, was wir insgesamt rund um Tourismus in Thailand beobachtet haben.

Zunächst einmal ist aber eine Zahl wichtig, die kleiner ausfällt, als man vielleicht denkt: der Tourismus macht in Thailand zwischen 6 und 7 Prozent des BIP aus. Es ist also nicht so, dass Thailand nur durch Einnahmen aus dem Tourismus wirtschaftlich funktioniert. Dennoch scheint der Tourismus maßgeblichen Einfluss auf die Gesetzgebung zu haben, wenn man sich ansieht, welche gesellschaftlichen Veränderungen in den letzten Jahren auch mit Verweis auf die touristische Attraktivität des Landes erfolgt sind:
- Gleichgeschlechtliche Ehe: seit Januar 2025 gibt es für gleichgeschlechtliche Paare keinen Unterschied mehr bei der Eheschließung oder bei der Adoption von Kindern. Diese Entwicklung wird von einer Mehrheit in der thailändischen Bevölkerung begrüßt und stärkt darüber hinaus das Image von Thailand als LGBTQIA*-freundliches Reiseland.
- Legalisierung von Cannabis: Thailand hatte bis 2022, ähnlich wie andere südostasiatische Länder, sehr harte Strafen für den Besitz und Verkauf von Drogen. Dann kam 2022 die Legalisierung von Cannabis und damit einhergehend ein Wirtschaftsboom. Mehr als eine Millionen Anbaulizenzen wurden beantragt und Cannabis-Shops gibt es inzwischen an jeder Straßenecke (keine Übertreibung). Inzwischen diskutiert man bereits eine Einschränkung der Freiheiten, nicht zuletzt auch, weil der Cannabis-Tourismus zu schlechtem bis straffälligem Verhalten führt und schwer zu regulieren ist.
- Glücksspiel: Bisher ist Glücksspiel jeder Art in Thailand verboten. In buddhistischen Ländern gibt es in der Regel größere Vorbehalte dagegen, da ist Thailand keine Ausnahme. Aber mit Glücksspiel lässt sich Geld verdienen, deshalb diskutiert man gerade einen Gesetzesentwurf, der Casinos in Resorts legalisieren und damit noch mal eine weitere Kategorie von Tourist*innen anlocken würde.
Von den drei Beispielen lässt sich eigentlich nur das erste in eine Linie mit den vorherrschenden gesellschaftlichen Ansichten in der thailändischen Bevölkerung in Einklang bringen. In Thailand gehören queere Menschen, vor allem in den Städten, dazu. Was nicht heißt, dass es keine Diskriminierung gibt, aber mit rechtlichem Schutz und entsprechenden Gesetzen rangiert Thailand verhältnismäßig weit oben in Rankings zur Gleichstellung.
Bei Drogen und Glücksspiel sieht es da schon anders aus. Zu diesen Themen gibt es weit stärkere gesellschaftliche Kritik. Aber letztlich wird diese wirtschaftlichen Interessen untergeordnet. Es wird interessant zu sehen sein, was das mittel- und langfristig mit der thailändischen Gesellschaft und dem Tourismus in Thailand macht. Denn das dieser Schattenseiten hat, ist nicht zu übersehen. Klar, Müll und Zerstörung von Natur sind das eine, Sextourismus und Ausbeutung sind das andere und beides haben wir in Thailand krasser als an jedem anderen Reiseziel wahrgenommen, vor allem auf Ko Samui.
The White Lotus ist eine Lüge

Gerade endete die dritte Staffel der amerikanischen Serie „The White Lotus“, die die seelischen Abgründe reicher Menschen in Luxushotels inszeniert. Diesmal war der Handlungsort ein sehr teures und exklusives Hotel auf Ko Samui. Was man von der Insel zu sehen bekommt, ist dabei eine krasse Idealisierung und Romantisierung. Ko Samui ist unangenehm laut, dreckig, unzugänglich ohne Fahrzeug, das Essen ist maximal mittelmäßig, alles ist überteuert und die „Freizeit-Aktivitäten“ reichen von Tiermissbrauch (Shows von Elefanten, Tigern oder Echsen – alle nicht einheimisch und alle nicht artgerecht gehalten) bis Prostitution.
Selbst die Tempel sind hier ein bisschen „drüber“ und wirken wir touristische Kulissen und nicht wie tatsächlich von der Bevölkerung genutzte Orte.






Dabei geht es uns gar nicht um die viel beschworene Authentizität. Wir machen schließlich keinen Backpacker-Urlaub und besuchen abgelegene Bergdörfer. Wir sind gern in schicken Hotels, essen gut und gehen auch mal shoppen. Es geht ums Gefühl, dass das, was man bekommt, nicht ausschließlich eine Inszenierung für Touris ist.
Sport und Spaß

Ein positives Beispiel für die „richtige Mischung“ war für uns z. B. Muay Thai bzw. Thaiboxen. Nicht nur läuft dieser Sport jeden Abend im Fernsehen, er kann auch in den meisten größeren Städten live im Boxring geschaut werden. Dabei ist der Kampf richtiger Sport und das drumherum Show. Das ist spannend, interessant und macht Spaß.





Und nein, es ist auf Ko Samui auch nicht alles schrecklich.




















