Frühlingsanfang, Geburtstag, Fernweh – alles Gründe um mal wieder zu verreisen. Dieses Jahr führte uns unser traditioneller Geburtstagstrip nach Wien.
Was lässt sich über Wien sagen? Auf den ersten Blick sehr schön, toll zum Flanieren, lecker Essen – aber auf den zweiten Blick doch sehr bieder und auch irgendwie langweilig.
Außerhalb des 1. Quartiers wird es ganz schnell ruhig. Selbst in den hippen Vierteln ist nicht viel los. Als Tourist mit Shopping- oder Kaffeetrinkambitionen hat man es am Wochenende nicht leicht. Am Samstag schließen die Geschäfte zwischen 13:00 und 15:00 und wenn man Pech hat, kriegt man gegen 17:00 noch schnell den letzten Espresso bevor im Café die Stühle hochgestellt werden. Sonntags braucht man es dann gar nicht versuchen.
Natürlich sind wir auch die Ringstraße entlang durch das herrschaftliche Wien spaziert. Vorbei an der tollen Barock- und Gotikarchitektur fragt man sich unwillkürlich, ob Berlin auch so aussehen würde, hätte man es nicht zerbombt. Doch der erste prunkvolle Eindruck weicht schnell der Ermüdung, denn wenn alles übergroß und verziert ist, sticht eben auch nichts mehr heraus.
Hotel Daniel
Auf Empfehlung haben wir uns im Hotel Daniel eingemietet. Auch hier gehen Anspruch und Wirklichkeit etwas auseinander. Hier herrscht „Hipster-Charme“ mit eigenem Bienenstock, tollem Merchandise im Shop, selbstgemachten Leckereien in der Bakery und zu Hotelzimmern umgebauten Airstream-Wohnwagen.
Aber – das Personal scheint immer ein wenig überfordert zu sein. Ob in der Bakery (Essen toll, Kaffee bäh, Service viel zu langsam) oder bei den Zimmern (kleine Schäden hier und da, nur 2 von 3 Glühbirnen gehen usw.), es fehlt an Freundlichkeit und Engagement. Trotzdem kann man sicherlich schlechter unterkommen. Die Verkehrsanbindung ist top, genauso wie die Lage direkt am Schloß Belvedere.
Was ist besonders schön?
Morgens vor den Reisegruppen entspannt durch den Schlosspark spazieren.
Was sollte man sich unbedingt anschauen?
Fürs Morbide: die Kaisergruft – hier liegt, was im österreichischen Adel Rang und Namen hat.
Für den Fun-Faktor: der Volksprater – wir sind Geisterbahn und Wildwasserbahn gefahren und es hat Spaß gemacht! Danach im Pratergarten im Grünen entspannen.
Für den Kopf: das österreichische Museum für Angewandte Kunst (MAK) – Produktdesign und Architektur vom Barock, über Jugendstil bis hin zur Wiener Schule. Außerdem gab es die Sonderausstellung Sound:Frame mit audio-visuellen Installationen, die die Sinne anregen. (und danach in den tollen Museumsshop)
Für die Geschichtsfans: das Heeresgeschichtliche Museum – Österreichs Geschichte im Spiegel seiner Kriege – informativ und anschaulich, auch wenn die spannendsten Ausstellungsstücke zum 1. Weltkrieg gerade im Umbau sind (das 100. Jubiläum des Kriegsausbruchs 2014 kam ja bestimmt ganz überraschend, da ist man noch nicht fertig …)
Wo kann man gut shoppen und schlemmen?
Tja, mit dem Shoppen war das eben so eine Sache. Wer keine Lust auf die gängigen Ketten hat, dem sei die Lindengasse und ihre Abzweigungen ans Herz gelegt. Mit Berlin kann aber auch die nicht mithalten.
Beim Schlemmen muss man sagen, Wien ist nun mal die Hauptstadt der Mehlspeisen, also ab ins Kaffeehaus. Wir haben die k.u.k. Konditorei Demel sowie das Café Central ausprobiert. Der Preis für die köstlichen Torten ist gerechtfertigt, der Preis für die Melange treibt einem hysterische Lachtränen in die Augen. Ebenfalls getestet: zwei Wiener Burger im Hotel Daniel (Cheddar Cheeseburger) und im Burger de Ville (BBQ Burger) – der Cheeseburger im Daniel ist der klare Sieger!
Für den Snack zwischendurch entweder für Schnittchen zu Trzesniewski oder an einen der Wiener Würstl-Stände. Würstchen!? Das haben wir uns nicht zweimal sagen lassen.
Wer keine Lust auf Traditionelles hat, dem sei der Japaner Mochi ans Herz gelegt. Sehr lecker – aber nur mit viel Glück gibts einen Tisch.
Unser Wien-Soundtrack
Eigentlich keiner – vielleicht der Radetzky-Marsch.