Auf unserer kleinen Österreich-Reise haben wir zwei Städte besucht: Salzburg zum ersten Mal und Wien nach 10 Jahren zum zweiten Mal. Eine Stadt bekommt unsere Empfehlung, die andere nicht.
Fangen wir mit dem Positiven an, und damit ist Salzburg gemeint. Wer uns kennt, weiß, dass wir gern mal ein Museum oder eine Galerie besuchen und uns die Qualität unseres Essens nicht ganz egal ist. Wem es auch so geht, sollte nach Salzburg reisen.
Die Atmosphäre
Bevor es in irgendein Museum geht, ist es erstmal wichtig, ein Gefühl für die Stadt zu bekommen. Wie sind die Leute drauf, wie fühlt man sich, wenn man auf Erkundungstour geht? Für Salzburg ist das eine spannende Mischung: alteuropäische Kulturstadt trifft auf schnöden Alltag, sobald man aus der Altstadt raus ist. Einerseits erstaunlich kosmopolitisch für eine Stadt mit rund 150.000 Einwohner*innen, anderseits eben doch österreichisch-traditionell.
Touristisch und inspirierend,
in der Geschichte fest verankert und gleichzeitig ist die Kommunistische Partei Österreichs zweitstärkste Kraft im Gemeinderat.
Wir haben uns in Salzburg sehr wohl gefühlt, auch wenn wir schon am zweiten Tag das Bedürfnis hatten, die Tourist*innen-Massen in der Altstadt weitestgehend zu meiden. Aber die Altstadt ist auch wirklich sehr hübsch.
Die Größe der Stadt ist ideal für ein verlängertes Wochenende oder auch zwei oder drei. Es gibt mehr als genug zu sehen, zu erleben und zu schmecken.
Kunst in der Stadt
Bevor man ins Museum geht, kann man erstmal die Kunst anschauen, die sich in der Stadt verteilt – ganz ohne Eintritt. In Salzburg gibt es den Walk of Modern Art, ein Kunstprojekt, dass man fast automatisch mitnimmt, wenn man zu Fuß unterwegs ist und, das mit bekannten Namen aufwartet, von Anselm Kiefer über Maria Abramovich und Erwin Wurm.
Letzter ist unter anderem für das Gurkenensemble neben der Schiller-Statue verantwortlich.
Neben diesen Werken ist ganz Salzburg natürlich durchdrungen von seinem bekanntesten „Sohn“. Mozart ist hier immer und überall, spätestens als Süßware und als Universität (Tipp: schauen, ob es kostenlose Studierenden-Konzerte gibt).
Mir wichtiger war allerdings ein anderer Sohn der Stadt: Georg Trakl – einer der vielleicht besten deutschsprachigen Lyriker und ein frühes Mitglied des Clubs der 27. Auszüge aus seinen Gedichten finden sich immer wieder im Stadtbild.
Und auch sonst wird es schnell literarisch, denn als Erbe des Literaturfestes 2019 finden sich in der Stadt immer wieder charmante kleine Zitate verschiedener Autor*innen, die mehr dazu beitragen, den Geist der Stadt zu vermitteln, als es jede Mozartkugel jemals könnte.
Eine kleine Besonderheit hat uns noch erwartet: in der Kollegienkirche haben wir noch am letzten Wochenende die Installation „Gaia“ von Luke Jerram erlebt. Eine große Weltkugel hängt unter der Kirchenkuppel. Klingt erstmal mittelmäßig spektakulär, aber der Effekt, der sich einstellt, sobald man länger als 2 Minuten hinschaut, ist beinahe surreal.
Museen und Kunsträume
Wenn man nun aber ins Museum geht, ist die erste Adresse – zumindest auf unserer Liste – das Museum der Moderne. Am Standort Rupertinum haben wir uns verschiedene Fotoausstellungen angeschaut.
Dabei besonders interessant: die Werkschau für Elfriede Mejchar, eine österreichische Fotografin, die erst spät für ihr fotografisches Schaffen geehrt wurde. Von 1947 bis 1984 war sie als Fotografin für das Bundesdenkmalamt in Wien tätig und wurde deshalb gern als „Berufsfotografin“ abgetan.
Den zweiten Standort des Museums der Moderne erreicht man durch den Mönchsbergaufzug – einem Fahrstuhl im Berg – denn es liegt auf besagten Berg.
Hier hat uns eine Querschnitt-Ausstellung des Museumsbestands erwartet, die kurzweilig und interessant war.
Vom Mönchsberg hat man außerdem einen sehr schönen Blick über die Altstadt
und kann in einem Spaziergang in der Natur den Weg in die weniger touristisch besuchten Viertel Mülln und Lehen finden.
In einem recht neu gestalteten Wohnviertel mit Reformanspruch in Lehen liegen gleich mehrere dezentrale Kulturangebote der Stadt, darunter der Ausstellungsraum Fotohof des gleichnamigen Vereins.
Auch hier gab es eine spannende Ausstellung zu sehen: Edith Tudor-Hart war nicht nur Fotografin sondern vielleicht auch Spionen für die Sowjetunion aber auf jeden Fall eine spannende Persönlichkeit, die in Großbritannien und Kontinentaleuropa viel Zeitgeist eingefangen hat.
Weitere Sehenswürdigkeiten
Wenn man nicht ins Museum möchte, aber trotzdem einem bisschen Kultur nicht abgeneigt ist, dann kommt man um das Festspiel-Ensemble in Salzburg nicht herum. Wir haben gerade noch die Vorbereitung der diesjährigen Festspiele miterlebt.
Neben dem Festspielhaus, bieten die Felsenreitschule und das Haus für Mozart theatralische Unterhaltung und eine exklusive Tour – jeden Tag 14:00, max. 20 Personen, wer zuerst in der Schlange vor dem Ticketschalter steht, hat Glück … oder ist gut organisiert so wie wir, die wir uns einfach 13:30 in Stellung gebracht haben, um die ersten in der Reihe zu sein … und kann dann so tun, als wäre man Hamlet …
Alte Stadt – alte Friedhöfe – alte Friedhöfe sind was für uns. Am Friedhof St. Peter kommt man fast automatisch vorbei, denn er liegt unterhalb der Festung Hohensalzburg am Felsen.
Aber auch der Friedhof St. Sebastian in der Linzergasse ist lohnenswert, vor allem, wenn man so wie wir Freude daran hat, interessante Namen und Berufsbezeichnungen zu finden. Außerdem liegt hier der Rest der Mozart-Familie begraben.
Und natürlich hat Salzburg auch ein Schloss mit dem schönen Namen Mirabell und dem gleichermaßen schönen Schlossgarten zum Wandeln. Kann man auch reingehen, aber mal ehrlich, wie viele europäische Schlösser muss man in einem Leben von innen gesehen haben …
Kulinarisches
Fast schon museumshaft ist das eine oder andere Gasthaus in Salzburg. Im Gasthaus „Blaue Gans“ wird zum Beispiel seit 1350 verköstigt. Unprätentiöse Teller mit hochwertigen Zutaten, nicht sehr fotogen aber dafür sehr lecker.
Etwas moderner und mehr instagrammable geht es im Furō zu, einem Mezze-Restaurant in der Nähe des Bahnhofs.
Gutes Frühstück gibt es unter anderem in einem der 220Grad Cafés (wir waren im Rupertinum – Reservierung empfohlen)
und im Coolinarik, inkl. glutenfreiem Brot.
Und wenn es doch wieder ganz traditionell sein soll, dann bietet die Stiftsbäckerei St. Peter, Milchbrötchen nach historischem Rezept. Hier wird seit 1160 gebacken.
oder man holt sich ne Eidrige, ganz nach dem folgenden Motto:
Guter Kaffee
Bevor es ins Museum geht, werden die grauen Zellen mit Koffein aufgeputscht. Das geht gut bei 220Grad, entweder am Rupertinum oder im Nonntal.
Oder bei Nur Coffee, in der Nähe des Mönchsbergaufzugs. Hier bekommt man seinen Kaffee bei Bedarf auch in einer Eiswaffel serviert. Ist ein Gimmick, aber schmeckt.
Unser Top Tip ist aber das Ratio Coffee am hinteren Ende der Linzergasse.