Haiti … in Bildern

Meine diesjährige Reise mit UNICEF hat mich nach Haiti geführt. Ein Land mit sehr unterschiedlichen Eindrücken, sehr komplexen Problemen und sehr viel Potenzial für Frustration. 

Haiti hat bereits 1804 seine Unabhängigkeit von den französischen Kolonialisten errungen. Eine „Blütezeit“ gab es aber leider nie so richtig, denn die, die Haiti regiert haben, egal ob an die Macht geputscht oder gewählt, haben das leider nie zum Wohle aller sondern meist nur zur eigenen Bereicherung getan. Heruntergewirtschaftet und desillusioniert kamen dann in den letzten Jahren noch ein schweres Erdbeben (2010) und ein Hurricane (2013) mit beachtlicher Zerstörungskraft hinzu. Seit dem sind in Haiti zwar jede Menge Hilfsorganisationen vor Ort, aber es ändert sich nur wenig und nur sehr langsam, denn einen funktionierenden Staat, der Ärzte oder Lehrer in ihren neuen Krankenhäusern und Schulen auch bezahlen würde, gibt es nur in der Theorie. Wie sich das auf das alltägliche Leben der Haitianer, von denen ein Drittel weniger als 2 Dollar am Tag zur Verfügung hat, auswirkt, haben wir gesehen.

Port-au-PrincePAP2PAP1Welche Formen der Armut und des Mangels es in Haiti gibt, zeigt bereits eine Fahrt durch die Hauptstadt. Die wohlhabenderen Viertel erkennt man daran, dass sie sauber sind, sprich, dass es eine Müllentsorgung gibt, die die Einwohner selbst organisieren.PAP6PAP7PAP9PAP10PAP20Die nächste Stufe sind Viertel mit Häusern aus Stein, in denen man aber bereits Müllberge, improvisierte Märkte und viel mehr Menschen auf kleinem Raum sieht. PAP14PAP15PAP12PAP16Aber darunter gibt es noch die Slums mit ihren Wellblechhütten, ihren Müllbergen und den vielen, vielen Menschen, die nicht mehr leben, sondern nur noch überleben. Dementsprechend spürt man die ganze Zeit ein hohes Level an Aggression und Frust, der sich in den Gesichtern der Menschen abzeichnet.

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Das Süd-West Department rund um JacmelHaiti1Jac1Fährt man aus der Hauptstadt heraus, verringert sich erst einmal die Masse an Menschen und die Armut ist weniger plakativ. Jac7Viele Leute auf dem Land haben ihren eigenen kleinen Garten und können sich, gerade jetzt zur Erntezeit, einigermaßen selbst versorgen. Anders sieht es im September und Oktober aus, wenn ein Mangel an Nahrung vielerorts zu Mangel- und Unterernährung führt. Ist die Armut in Port-au-Prince sehr greifbar, wird es im Süden, besonders in Jacmel schon schwieriger. In der Altstadt von Jacmel kann man sogar fast so etwas wie karibischen Flair spüren. Jac25Jac10

Jac3Jac14Jac15Jac18Doch die idyllische Altstadt steht im Kontrast zum Markt von Jacmel, der zwar noch mit, wenn auch provisorischen Marktständen, Obst und Gemüse startet, aber mit Verwahrlosung endet. Dort, wo nur noch Holzkohle verkauft wird und die Menschen im Dreck leben.

Jac21Jac22Jac23Jac24Weiter landeinwärts wird es zunehmend ländlicher und man findet kleine Dörfer mitten im verbliebenen Wald aus Affenbrotbäumen, Bananenstauden und Palmen.Wald3WaldWald2Wald4Leider wurde aber bereits beim Anflug auf Haiti deutlich, dass die Insel größtenteils abgeholzt ist. Tropenhölzer sind eines der wenigen Produkte, die Haiti exportieren kann. Darüber hinaus ist es leider so, dass fast alles billiger importiert werden kann, als es kosten würde, es in Haiti selbst zu produzieren. Wald5Wald6Wald8Wald7Die Dörfer hier verfügen zwar über Zugang zu Nahrung, aber häufig nicht über Strom, fließendes Wasser oder sanitäre Einrichtungen.

Haitis KunstKunst1Auch wenn man häufig ein Gefühl der Lethargie und Frustration bei den Haitianern spürt, sieht man immer wieder eine Ausdrucksform, die ihre Situation inklusive der Traumata von Zerstörung und Tod durch Naturkatastrophen festhält: Gemälde an Häusern, zum Verkauf am Straßenrand oder als Skulpturen aus Metallresten, Puppen und natürlichen Materialien.

Jac16Jac9Jac19Jac20Insgesamt ist die Situation in Haiti sehr schwierig. Es gibt keine einfachen, und vermutlich für viele Probleme nicht mal komplizierte Lösungen. Wie die Zukunft hier aussieht, liegt im Nebel.

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