Happy Hour in Dublin

Mal für ein paar Tage weg, aber wohin?  Schnell von Tegel zu erreichen, leckeres Essen, gut zum rumspazieren? Check, Check, Check. Ab nach Dublin! Freitagabend ging unser Flug nach Dublin und am Montagmorgen ging es zurück. Dazwischen lagen 2 wunderbare Tage am Liffey.

Dublin Docklands – The Gibson Hotel

Hotels gibt es in Dublin in großer Zahl, aber welches wählen? Direkt im Zentrum, vor allem auf der Südseite des Liffey wird es schnell teuer, aber deshalb noch nicht schön. Bed & Breakfasts und Hostels muss man sich mit Schulklassen und Backpackern teilen. Wir haben uns für The Gibson Hotel in den Docklands von Dublin entschieden.

Die Docklands sind ein Gebiet östlich des unmittelbaren Stadtzentrums, dass seit ein paar Jahren „entwickelt“ wird. Das heißt: ein riesiges Konferenzzentrum und diverse Hotels und Eventlocations stehen schon, ein paar Wohnhäuser stehen noch, sind aber vom Abriss bedroht. Das Ganze hat natürlich keinerlei Charme, da hier kein Stadtviertel wächst, sondern konstruiert wird.

Unser Hotel war eine gute Wahl. Die Zimmer sind groß und alles natürlich sehr modern. Das Personal und das Essen kann noch besser werden, was uns aber nicht weiter gestört hat, da wir ja eh von morgens bis abends unterwegs waren. Apropos unterwegs: das Hotel liegt direkt an der Endhaltestelle der ebenfalls recht neuen Dubliner Straßenbahn „Luas“ (gälisch für Geschwindigkeit) und hat uns tatsächlich sehr flink dort hin gebracht, wo man als Tourist in Dublin nun mal hin will.

Für die Füße

Dublin ist eine Stadt zum spazieren gehen, finden wir zumindest. Mit gerade mal 500.000 Einwohnern in der unmittelbaren Innenstadt (und 1.3 Mio. im Einzugsgebiet) ist Dublin für eine Hauptstadt eher klein geraten. Das gilt auch für die Architektur. Keine Hochhäuser weit und breit. Dementsprechend ist unsere Empfehlung auch, los zu laufen und einfach mal zu schauen. Wir haben einen Tag lang die beliebte und bekannte Südseite des Liffey und den anderen Tag die nicht ganz so frequentierte Nordseite erkundet.

Schönheit ist ja immer Geschmackssache. Im Süden sieht man die klassischen Pubs,

aber auch den alten Campus des Trinity College, den Sportplatz der Rugby Spieler,

die Reste des Dubliner Schlosses (mittelalterlich ist hier so gut wie nichts mehr),

den großen St.Stephens Park und den Merriot Square, an dem Oscar Wilde gewohnt hat.

Im Norden zeigen sich alle Facetten der georgianischen Architektur. Schnörkelloser Backstein, gepaart mit schon fast dörflichen Wohnvierteln – hier sieht man, dass Dublin, wie Irland insgesamt, nicht reich war.

Besonders das alte Gelände der Guiness Brauerei verdeutlicht sehr die auf Funktionalität aber nicht auf den Menschen ausgerichtete Architektur dieser Arbeiterstadt.

Alle diese Seiten machen die Atmosphäre von Dublin aus, die uns auf unseren Spaziergängen sehr gefallen hat.

Für den Kopf (und die Ohren)

Ich finde, es spricht immer für ein Land, wenn es seinen Bürgern kostenlosen Zugang zu Kultur und Bildung ermöglicht. Davon profitieren in Dublin auch die Touristen, denn die Nationalen Museen und Galerien sind alle kostenlos. Wir waren im Nationalmuseum für Archäologie, das der Geschichte Irlands von der Frühzeit bis ins Mittelalter nachgeht.

Die Hugh Lane Galerie ist eine ursprünglich private Sammlung, die der Stadt gestiftet wurde. Hier finden sich Gemälde, vor allem irischer Maler, die die schwere Geschichte der Iren visualisieren. Außerdem befindet sich hier der originalgetreue Aufbau des Arbeitszimmers von Francis Bacon. Sonntags 12 Uhr findet darüber hinaus immer ein Konzert mit klassischer Klaviermusik statt – ebenfalls bei freiem Eintritt.

Was ganz anderes ist die Science Gallery, ein kleiner Ausstellungsraum auf dem Uni-Campus, der sich mit allerlei spannenden wissenschaftlichen Fragen in immer wechselnden Ausstellungen beschäftigt. Aktuell geht man gerade der Frage nach, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse beim Überleben nach einer weltweiten Katastrophe helfen können.

Neben diesen drei Optionen gibt u. a. noch die Nationalgalerie, das Nationalmuseum für Naturkunde, das Nationalmuseum für angewandte Kunst, die Chester Beatty Galerie mit einer von Europas besten Sammlungen von orientalischer Kunst usw. usw.

Und noch etwas hat uns in Dublin gut gefallen: man merkt der Stadt ihre Liebe zur Musik an.

Irische Musiker begegnen einem immer mal wieder, z. B. an der Irish Rock’n’Roll Experience, der Rory Gallagher gewidmeten Gasse

oder der Statue für Phil Lynott von Thin Lizzy.

Selbst U2 sieht man ab und zu mal auf Bildern oder Graffitis, auch wenn die Iren dieser „Boyband“, wie man sie hier nennt, schon sehr übel nehmen, dass sie lieber in den Niederlanden gemeldet sind, um keine Steuern in Irland zu zahlen.

Neben der Präsenz der alten Helden, ist Dublin auch deshalb eine sehr musikalische Stadt, weil hier Live-Musik ein ganz normaler Teil der Kneipenkultur ist. Aus so ziemlich jedem kleinen, großen, schönen oder schmuddeligen Pub schallt abends handgemachte Musik. Und auch Straßenmusikanten nimmt man in Dublin ernst. Hier wird nicht nur ein bisschen auf dem Keyboard geklimpert, hier wird abgeliefert. Die Straßen von Dublin sind deshalb auch schon seit Jahren eine wichtige erste Bühne für die, die noch groß rauskommen wollen.

Für den Magen

Wir sagen nicht nein zu Alkohol, aber wir haben weder die Tour in der Jameson Destille (für 20 Euro pro Person) oder die Guiness Experience (für schlappe 25 Euro pro Person) mitgemacht.

Einen Whiskey haben wir trotzdem getrunken, aber definitiv kein Guiness, denn wenn man in Dublin eins nicht machen muss, dann ist das langweiliges Bier trinken. Schon in den frühen 90igern, also lange bevor der Trend auch nach Deutschland kam, hat man sich in Irland wieder daran erinnert, dass es mehr als Guiness und Heineken gibt und angefangen, Craft Bier zu brauen. Also Schluss mit schlechtem Bier!

Leider ist die irische Küche immer noch ein bisschen unterschätzt und wird gern mit der britischen in einen Topf geworfen (<– schlechtes Wortspiel). Die irische Landwirtschaft ist eine der besten in Europa, weil hier Nachhaltigkeit ein ganzheitliches Konzept ist. Dementsprechend gut sind die irischen Produkte und ebenso groß ist der Stolz der Iren auf diese. Wenn man hier essen geht, kann man davon ausgehen, dass was auf dem Teller landet, regional, saisonal und mit Liebe zum Grundprodukt zubereitet ist.

Wir haben natürlich noch nicht mal an der Oberfläche gekratzt, können aber lobend das noch recht neue Restaurant Mr. Fox am Parnell Square erwähnen. Ein etwas jüngerer Ableger eines Dubliner Klassikers (das Pig’s Ear), der uns serviert hat: scharfe gefüllte Eier mit Forellenkaviar, irisches Tatar mit Pastinakenchips, Ziegenkäse mit Roter Beete, Ente mit Bohnen und einer Soße aus getrockneten Pflaumen und Ochsenbäckchen mit Polenta, Schwarzkohl und geschmorrter Zwiebel.

Im Porterhouse Pub gibt es nicht nur eine große Bierauswahl, sondern auch sehr gutes Pub-Essen dazu, z. B. Kroketten mit Schinken und Cheddar mit scharfer Mayonnaise oder gebeizter Lachs mit Apfel und Kapern auf irischem Soda-Brot.

Im The Stag’s Head Pub kann man auch gut essen, z. B. die Klassiker Fish & Chips oder den Lamm-Eintopf mit Kartoffelbrei.

Fleischfrei ist in Dublin interessanterweise nicht so einfach und das, obwohl Irland scheinbar gerade geschlossen zum Veganismus konvertiert – zumindest wenn man den Kochmagazinen glauben darf. Im Cornucopia, einem Mittagslokal, gibt es nur vegetarische oder vegane Gerichte und Tische nur mit viel Glück und gutem Timing.

Gerade haben sie einen Preis für Irlands bestes Frühstück gewonnen und schon waren wir da, um das zu testen: Brother Hubbard (wir waren in der nördlichen Filiale). Mediterrane warme Gerichte, z. B. Sabich mit Aubergine, Kichererbsen und Salat oder Granola, gewürzt mit Zimt und Kardamon:

und ein Gebäcktisch, dem man nicht wiederstehen kann. Wir haben getestet: Dattel-Schoko-Schnitte mit Tahini und die Schoko-Hefe-Schnecke.

Und wenn es auch tagsüber mal süß werden darf, ist z. B. Queen of Tarts eine Empfehlung unter vielen guten Cafés. Im Bild: traditioneller Victoria Bisquit mit Sahne und Himbeeren und Schoko-Pekanuss-Tarte.

Auch das Kaffeerösten und -brauen hat seit einigen Jahren in Irland an Zulauf gewonnen. Es fehlt also nicht an guten Kaffees oder Cafés. Wir haben getestet und für gut befunden:

Kaph (im Süden):

Vice/Wigwam (im Norden):

Das ist unser Dublin Soundtrack

The Pogues – Dirty Old Town

Shane McGowan hat gerade noch Geburtstag gefeiert, aber die Gerüchte in Dublin besagen, es könnte (einer) der letzte(n) gewesen sein. Nicht verwunderlich aber trotzdem schade.